Das erste Global Talent Barometer der ManpowerGroup liefert spannende Einblicke in die Herausforderungen und Chancen, denen Unternehmen weltweit gegenüberstehen.
In einer gross angelegten Befragung von über 12.000 Mitarbeitenden in 16 Ländern, darunter auch die Schweiz, wurden drei zentrale Themen analysiert: Wohlbefinden, Arbeitszufriedenheit und Zuversicht.
Wohlbefinden am Arbeitsplatz – Zwischen Stress und Stabilität
Laut der Studie geben 64 % der Befragten an, dass sie ihr Wohlbefinden am Arbeitsplatz positiv bewerten. Dies ist ermutigend, doch der Wermutstropfen: 49 % berichten von täglichem Stress. Insbesondere jüngere Mitarbeitende sind betroffen, was die Bedeutung von Massnahmen zur Stressreduktion und mentaler Gesundheit unterstreicht.
Eine interessante Erkenntnis: Weniger gestresste Mitarbeitende bleiben doppelt so häufig in ihrem Job. Arbeitgebende können hier mit gezielten Angeboten wie flexiblen Arbeitsmodellen und Programmen zur Förderung der Resilienz ansetzen, um die Bindung der Mitarbeitenden zu stärken.
Arbeitszufriedenheit – Zufrieden, aber auf der Suche nach mehr
Mit 63 % Zufriedenheit zeigt die Studie, dass viele Beschäftigte ihre Arbeit schätzen. Doch gleichzeitig planen 35 % einen Jobwechsel in den nächsten sechs Monaten. Besonders junge Fachkräfte streben nach neuen Perspektiven – bei ihnen liegt die Wechselbereitschaft sogar bei 47 % .
Dieses scheinbare Paradoxon zeigt, dass Zufriedenheit nicht gleichbedeutend mit Bindung ist. Viele suchen aktiv nach Entwicklungsmöglichkeiten, Anerkennung und Sinn in ihrer Arbeit. Unternehmen sind gefordert, attraktive Karrierewege und eine sinnstiftende Unternehmenskultur zu schaffen.
Zuversicht – Glaube an die eigenen Fähigkeiten, aber begrenzte Perspektiven
Ein Lichtblick: 74 % der Befragten fühlen sich sicher in ihren Fähigkeiten. Gleichzeitig sehen sie 34 % begrenzte Aufstiegsmöglichkeiten in ihrem aktuellen Unternehmen. Dies deutet darauf hin, dass trotz Vertrauen in die eigenen Kompetenzen strukturelle Barrieren den beruflichen Fortschritt erschweren.
Für Arbeitgebende ergibt sich daraus die Notwendigkeit, Karrierechancen transparenter zu gestalten und dabei zu arbeiten, um zu helfen, ihre beruflichen Ziele zu erreichen. Programme für Weiterbildung und Leadership-Entwicklung können hier einen Unterschied machen.
Globale Unterschiede und wichtige Trends
Die Studie zeigt auch deutliche regionale Unterschiede. In Deutschland liegt der Gesamtwert des Talentbarometers bei 68 %, wobei das Wohlbefinden bei 65 %, die Zufriedenheit bei 64 % und die Zuversicht bei 76 % liegt. Dies spiegelt ein positives, aber verbesserungswürdiges Bild wider.
Bemerkenswert ist, dass 80 % der Befragten weltweit Sinn und Erfüllung in ihrer Arbeit finden . Dennoch reicht Sinnhaftigkeit allein nicht aus, um Talente langfristig zu binden. Ein Drittel der Beschäftigten im Werk trotz erfüllender Arbeit, den Arbeitsplatz zu wechseln.
Fokus auf die Schweiz – Hohe Arbeitszufriedenheit trotz Stress und begrenzter Aufstiegschancen
In der Schweiz liegt der Talent Barometer Score bei 67 %, was über dem weltweiten Durchschnitt von 64 % liegt. Dennoch rangiert die Schweiz nur auf Platz 9 von 16 untersuchten Ländern. Besonders auffällig ist, dass 46 % der Schweizer Arbeitsnehmenden von täglich hohem Stress berichten, was die Schweiz zu einem der Länder mit dem höchsten Stresslevel macht. Ausserdem sehen nur 51 % genügend Aufstiegsmöglichkeiten in ihrem Unternehmen, was auf Verbesserungspotenzial bei der Unterstützung der Karriereentwicklung hingewiesen wurde.
Fazit – Was Unternehmen lernen können
Der Global Talent Barometer macht deutlich: Die Beziehung zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden steht an einem Wendepunkt. Um die besten Talente zu gewinnen und zu halten, müssen Unternehmen ihre Strategien überdenken:
- Förderung von Wohlbefinden: Stressreduktion und Programme zur mentalen Gesundheit sind entscheidend.
- Karrierewege gestalten: Transparente Entwicklungsmöglichkeiten und Sinnhaftigkeit in der Arbeit sind zentrale Erfolgsfaktoren.
- Zusammenarbeit neu denken: Ein stärkeres Miteinander, geprägt von Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung, kann Barrieren abbauen.
Schweizer Arbeitsnehmende bewerten ihre Work-Life-Balance, Arbeitsplatzsicherheit und Qualifikation zwar grundsätzlich positiv. Gleichzeitig sorgen täglicher Stress und eingeschränkte Entwicklungsmöglichkeiten für Herausforderungen, denen sich die Arbeitgebenden stellen müssen. Gerade hier sollten sie aktiv bleiben, um Talente leichter anzuziehen und langfristig binden zu können.
Wir finden, Unternehmen können die Erkenntnisse des Global Talent Barometers nutzen, um neue Massstäbe für Zufriedenheit, Resilienz und Erfolg zu setzen. Dabei sind Führungskräfte besonders gefragt – diese Ergebnisse bieten wertvolle Ansätze, die nicht ungenutzt bleiben sollten.
Netzwerk Kadertraining meint dazu:
Die Befragung in der Schweiz zeigt ein positives Bild. Die Mehrheit der Befragten fühlen sich in ihren Fähigkeiten sicher, haben ausreichend Zugang zu den benötigten Technologien und geben an, die notwendigen Werkzeuge für effektives Arbeiten zu besitzen.
Damit dieses hohe Niveau angesichts der zunehmenden Komplexität der Arbeitswelt gehalten werden kann, müssen Arbeitgebende weiterhin in Weiterbildung und den Einsatz neuer Technologien investieren.
Ein Thema bleibt jedoch kritisch. Nur die Hälfte der Befragten sehen in ihrem Unternehmen ausreichende Aufstiegsmöglichkeiten. Hier gibt es deutliches Verbesserungspotenzial in der Karriereförderung.
„Mitarbeitende suchen heute mehr als nur einen Job – sie wollen ein Umfeld, das ihre Stärken anerkennt und ihr Wachstum unterstützt“, erklärt Mathias Bühler, Geschäftsführer von Netzwerk Kadertraining. „Wenn Arbeitgebende das Wohlbefinden und die Entwicklung ihrer Teams in den Fokus rücken, fördern sie Engagement, Loyalität und Innovation. So können sie Talente nicht nur anziehen, sondern auch langfristig binden.“