Immer wieder werden neue Begriffe geprägt, die in unserer von technologischem Fortschritt geprägten Welt, die ständige Veränderung begleiten. Wir beschreiben hier gerne so einen Begriff, der, wenn man sich damit beschäftigt, viele Optionen eröffnet. Lassen wir uns einmal ein auf das Curiosity-Mindset.

Der Begriff Curiosity-Mindset heisst in der deutschen Sprache nicht anders als: «Neugierig sein und bleiben».

Neugier ist eine natürliche Eigenschaft des Menschen. Wir alle beginnen unser Leben als neugierige Wesen, die ständig Fragen stellen und die Welt um uns herum erforschen wollen. Doch im Laufe der Zeit verlieren viele diese Neugier, sei es durch festgelegte Strukturen im Arbeitsumfeld oder durch Angst, Fehler zu machen. Dabei ist es heute wichtiger denn je, diesen Drang nach Wissen und Entdeckung aufrechtzuerhalten – sowohl für die persönliche als auch für die berufliche Entwicklung.

Diese natürliche Neugier gibt uns den Mut, Herausforderungen anzugehen, auch wenn wir noch keine Antworten haben. Erwachsene sollten sich dieser Neigung bewusst bleiben und sie auch im Berufsleben als treibende Kraft sehen.

Warum ein Curiosity-Mindset unverzichtbar ist

Die Förderung von Neugier in Unternehmen bedeutet mehr als nur das Einführen neuer Technologien oder innovativer Prozesse. Es geht darum, eine Haltung zu etablieren, bei der das kontinuierliche Lernen und das Hinterfragen des Status quo zur Norm werden. Zahlreiche Studien und Beispiele aus der Praxis zeigen, dass Unternehmen, die Neugier in ihre Kultur integrieren, langfristig erfolgreicher sind. So schaffen sie nicht nur eine innovative Unternehmenskultur, sondern erhöhen auch die Motivation und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden.

Den Mut haben, neugierig zu bleiben

Es braucht Mut, neugierig zu bleiben, vor allem in einem Arbeitsumfeld, das vielleicht stärker auf Sicherheit und Beständigkeit setzt. Doch es gibt immer wieder Unternehmen, die neugieriges Denken aktiv fördern. Sie bieten ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihre natürliche Neugier in konkrete Projekte und innovative Lösungen zu übersetzen.

Neugier bringt uns oft dazu, neue Wege zu gehen, bei denen wir nicht immer sofort die richtigen Antworten haben. Aber genau hier liegt der Reiz: Fehler sind Teil des Wachstumsprozesses. Es gibt schon Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden dazu ermutigen, Risiken einzugehen und Fehler als Lernchancen zu betrachten, anstatt sie zu fürchten.

Unternehmen, die Neugier fördern, sind bereit interdisziplinäre Teams, die aus verschiedenen Abteilungen und Fachbereichen zusammengesetzt sind, zu bilden.  Diese Vielfalt an Perspektiven führt zu kreativeren Lösungen und einer stärkeren Zusammenarbeit. In diesen Unternehmen haben interdisziplinäre Hackathons gezeigt, wie wertvoll der Austausch zwischen unterschiedlichen Bereichen für die Entwicklung neuer Ideen ist.

Curiosity-Mindset versus Innovationsmanagement

Das moderne Curiosity-Mindset unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht vom traditionellen Innovationsmanagement und dem früheren Vorschlagswesen, das in vielen Unternehmen praktiziert wurde.

Das Curiosity-Mindset fördert proaktives, kontinuierliches Lernen und Erkunden, ohne dass eine formale Aufforderung notwendig ist. Im Gegensatz dazu war das seit langem bekannte Vorschlagswesen oft reaktiv und wurde durch spezifische Programme oder Anreize aktiviert.

Neugier wird so im modernen Arbeitsumfeld in die tägliche Praxis integriert, während früher Innovationen oft nur durch geplante Vorschläge oder in begrenzten Zeitfenstern vorangetrieben wurden. Ein neugieriges Arbeitsumfeld ermutigt Mitarbeitende, Risiken einzugehen und Fehler als Lernmöglichkeit zu betrachten, während das traditionelle Innovationsmanagement oft risikoaverse Strukturen hatte.

So werden im Curiosity-Mindset Ideen in einem kollaborativen Umfeld entwickelt, während sie im traditionellen Innovationsmanagement oft hierarchisch bewertet und genehmigt wurden. Neugier ermöglicht flexibles Denken und Experimentieren im Alltag, während traditionelles Innovationsmanagement eher strukturierte, formalisierte Prozesse und Vorschlagsformate nutzte.

Vorteile für Mitarbeitende

Ein Curiosity-Mindset bringt nicht nur Vorteile für das Unternehmen, sondern auch für die Mitarbeitenden selbst. Studien zeigen, dass Mitarbeitende in neugierigen Arbeitsumgebungen zufriedener und engagierter sind. Sie empfinden ihre Arbeit als bedeutungsvoller und haben mehr Freude an der Entwicklung neuer Ideen. Das kontinuierliche Lernen hält ihre Fähigkeiten frisch und macht sie flexibler gegenüber Veränderungen.

Neugierig bleiben zu können und Ideen äussern zu dürfen, fördert das persönliche Wachstum und die Selbstverwirklichung. Mitarbeitende, die ihre Neugier in einem offenen Umfeld ausleben können, empfinden eine höhere Lebenszufriedenheit und weniger Stress.

Mitarbeitende, die in einem Unternehmen mit einer starken Neugier-Kultur arbeiten, haben bessere Karrierechancen. Sie können sich stetig weiterentwickeln und ihre Fähigkeiten durch neue Herausforderungen und kreative Projekte ausbauen.

Wie erkennt man, ob ein Unternehmen Raum für eigene Ideen gibt?

Bewerbende können durch gezielte Vorbereitung und spezifische Fragen im Vorstellungsgespräch herausfinden, ob ein Curiosity-Mindset im Unternehmen gefördert wird.

Zunächst können Bewerbende auf der Website des Unternehmens, in Blogs oder Pressemitteilungen nach Hinweisen auf Werte wie Innovation, Lernkultur und Fehlerfreundlichkeit suchen. Unternehmen, die ein Curiosity-Mindset fördern, betonen oft ihre Offenheit für neue Ideen, ihre Innovationskultur und ihre Bereitschaft, Mitarbeitenden Raum für Entwicklung und Lernen zu geben. Die Fragen für die Recherche können lauten:

Wird in den Leitbildern oder auf Karriereseiten von Innovation, Lernbereitschaft oder Offenheit für Veränderungen gesprochen?

Gibt es Hinweise auf Programme zur Mitarbeitendenentwicklung, wie z.B. Weiterbildungsangebote oder Mentoring?

Weiter können im Bewerbungsgespräch aktiv Fragen nach der Unternehmenskultur und der Einstellung zur Curiosity-Mindset erfragt werden.

  • „Wie fördert das Unternehmen die Weiterentwicklung und das Lernen der Mitarbeitenden?“
    Die Antwort auf diese Frage zeigt, wie stark das Unternehmen in die Entwicklung der Mitarbeitenden investiert und ob kontinuierliches Lernen gefördert wird.
  • „Wie geht das Unternehmen mit Fehlern und Risiken um?“
    Die Antworten zeigen, ob es eine Kultur im Unternehmen gibt, in der offen über Fehlertoleranz und die Möglichkeit, aus Misserfolgen zu lernen, gesprochen wird.
  • „Welche Rolle spielen Kreativität und neue Ideen im Arbeitsalltag?“
    So lässt sich feststellen, ob die Mitarbeitenden ermutigt werden, neue Wege zu gehen und ihre Ideen einzubringen.
  • „Wie wird die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Teams gefördert?“
    Die Antworten darauf lassen erkennen, ob eine starke Innovationskultur im Unternehmen herrscht, die den Austausch zwischen verschiedenen Abteilungen und Teams fördert.

Aktiv nachfragen, wie und ob eigene Ideen erwünscht sind

Wenn möglich, sollten Bewerbende mit aktuellen Mitarbeitenden des Unternehmens sprechen oder Plattformen wie Glassdoor nutzen, um einen Einblick in die Unternehmenskultur zu erhalten. Sie können konkret nachfragen, wie offen das Unternehmen für neue Ideen ist und ob Mitarbeitende regelmässig die Möglichkeit haben, neue Fähigkeiten zu erlernen und innovative Lösungen vorzuschlagen.

Schon im Vorstellungsgespräch selbst kann der Gesprächsverlauf Hinweise auf die Unternehmenskultur geben. Der Tipp: Darauf achten, ob die Führungskräfte offene Fragen stellen und aktiv an der Meinung der Bewerbenden interessiert sind. Ein weiteres Indiz ist es, wenn der Raum geöffnet wird, über kreative Ansätze oder Innovationen zu sprechen, die in der Vergangenheit von den Bewerbenden entwickelt wurden.

Ein Unternehmen, das ein Curiosity-Mindset schätzt, wird nicht nur den Lebenslauf und Erfahrungen prüfen. Das sind auch die Denkweise der bewerbenden Person, die bisherigen Problemlösungsansätzen und die persönliche Bereitschaft, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, von grossem Interesse.

Curiosity-Mindset im Unternehmen: Der Schlüssel zur Innovation und Wettbewerbsfähigkeit

In Deutschland und der Schweiz haben bereits einige Organisationen und Experten das Thema Curiosity-Mindset aufgegriffen und in den Unternehmenskontext gebracht.

  1. Merck Group in Deutschland ist ein Beispiel für ein Unternehmen, das das Thema Neugier aktiv in seiner Unternehmenskultur verankert hat. Merck fördert gezielt Neugier als Innovationsfaktor und ermutigt seine Mitarbeitenden, über den Tellerrand zu blicken und neue Ideen zu entwickeln. Sie sehen Neugier als Motor für Kreativität und die Grundlage für langfristigen Erfolg in der Wissenschaft und Technologie.
  2. Jenewein AG in der Schweiz unterstützt Unternehmen bei der kulturellen Transformation und hat das Konzept des „Moving Mindsets“ etabliert. Hierbei geht es darum, Neugier und positive Interaktionen zu fördern, um Arbeitsplätze zu Orten der Freude und Leistungsfähigkeit zu machen. Sie arbeiten eng mit Führungskräften zusammen, um diese Denkweise in Organisationen zu verankern
  3. Bitgrip in Deutschland behandelt ebenfalls das Thema agiles Mindset, das stark mit einem Curiosity-Mindset verbunden ist. Sie betonen, dass ein flexibles und neugieriges Denken essenziell ist, um auf Veränderungen zu reagieren und Innovationen voranzutreiben. Dies ist besonders in agilen Organisationen wichtig, wo die Selbstorganisation der Teams und der kontinuierliche Lernprozess gefördert werden.

Diese Beispiele zeigen, dass Unternehmen in der DACH-Region das Curiosity-Mindset als strategisches Werkzeug einsetzen, um Innovationen zu fördern und die Zusammenarbeit im Unternehmen zu verbessern.

Fazit: Bewahrt eure Neugier!

Neugier ist nichts, was man im Laufe der Zeit ablegen sollte. Im Gegenteil – sie ist der Schlüssel zu persönlichem Wachstum und Erfolg im Berufsleben. Unternehmen, die ein Curiosity-Mindset fördern, schaffen nicht nur Raum für Innovation, sondern geben ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit, ihre natürliche Neugier zu nutzen, um sich selbst und ihre Organisation weiterzuentwickeln. Wenn wir den Mut haben, neugierig zu bleiben, können wir nicht nur besser lernen und uns anpassen, sondern auch eine Zukunft gestalten, in der wir ständig Neues entdecken.

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