Der Schweizer Arbeitsmarkt steht im Wandel. Dazu hat das Bundesamts für Statistik (BFS) im Oktober in einem Bericht die Zahlen publiziert. Er zeigt die Entwicklung der erwerbstätigen Bevölkerung in den letzten 50 Jahren.

Wir fassen hier die wichtigsten Ergebnisse zusammen:

In den letzten fünf Jahrzehnten hat der Arbeitsmarkt Schweiz einen tiefgreifenden Wandel erlebt. Seit 1970 ist die Zahl der Erwerbstätigen um mehr als 70 % gestiegen, von 2,8 auf 4,8 Millionen.

Besonders bemerkenswert sind die steigenden Zahlen erwerbstätiger Frauen, die von 33,9 % auf 46,7 % angestiegen sind. Ebenso beachtlich ist der Anteil ausländischer Arbeitskräfte, von 19,2 % auf 27,5 % angestiegen.

Zunahme von Teilzeitarbeit und Frauenbeschäftigung

Ein wesentlicher Faktor der Veränderung im Arbeitsmarkt ist der massive Anstieg der Teilzeitarbeit. 1970 arbeiteten nur 12,7 % der Erwerbstätigen Teilzeit, während dieser Anteil 2023 auf 37,6 % gestiegen ist.

Besonders stark zeigt sich dieser Trend bei Frauen: 58 % der erwerbstätigen Frauen entschieden sich 2023 für Teilzeitbeschäftigungen, im Vergleich zu 29,4 % im Jahr 1970. Auch Männer nutzen Teilzeitbeschäftigung und auch da ist der der Anteil von 4,1 % auf 19,6 % angestiegen.

Strukturwandel in der Berufswelt: Hochqualifizierte Tätigkeiten im Aufwind

Die Berufswelt hat sich von traditionellen Berufen hin zu Wissens- und Dienstleistungsberufen verschoben. Im Jahr 1970 waren 25,1 % der Erwerbstätigen in handwerklichen Berufen tätig, während dieser Anteil 2023 auf nur 9,5 % sank.

Im Gegenzug stieg der Anteil der Beschäftigten in „intellektuellen und wissenschaftlichen Berufen“ von 7,3 % auf 26,8 %. Ähnliche Wachstumsraten zeigen sich bei technischen Berufen, deren Anteil sich um 60 % erhöht hat, und bei Führungskräften, deren Anteil an den Erwerbstätigen von 4,7 % auf 8,7 % gestiegen ist.

Steigende Diversität und ausgewogenere Verteilung

Männer und Frauen sowie Schweizer:innen und ausländische Arbeitskräfte sind heute gleichmässiger über verschiedene Berufsfelder verteilt als das noch im Jahr 1970 der Fall war.

Die Studie zeigt einen gesunkenen Dissimilaritätsindex. Dieser Index  misst, wie gleichmässig Männer und Frauen sowie Schweizer:innen und ausländische Arbeitskräfte über verschiedene Berufe verteilt sind. Wenn dieser Indexwert sinkt, bedeutet das, dass die Geschlechter und Nationalitäten in verschiedenen Berufsfeldern zunehmend gleichmässig vertreten sind. Das deutet auf mehr Chancengleichheit hin, da es weniger Berufe gibt, die stark von einem Geschlecht oder einer Nationalität dominiert werden.

Demografische Veränderungen und Alterung der Erwerbstätigen

Ein weiterer Wandel ist das steigende Durchschnittsalter der Erwerbstätigen, das von 38,4 Jahren im Jahr 1970 auf 42,4 Jahre im Jahr 2023 gestiegen ist.

Während in fast allen Altersklassen die Zahl der Erwerbstätigen zunahm, sank sie bei den 15- bis 24-Jährigen von 631.000 auf 546.000. Dies könnte auf eine verlängerte Ausbildungsdauer und veränderte Berufseintrittszeiten zurückzuführen sein.

Fazit

Der Schweizer Arbeitsmarkt hat sich stark gewandelt: weg von handwerklichen Berufen hin zu einem Fokus auf Wissens- und Dienstleistungssektoren.

Für Arbeitnehmende bedeutet das mehr Chancen für qualifizierte Berufe in Bereichen wie Wissenschaft, Technik und Management. Besonders Teilzeitstellen sind gewachsen, was eine grössere Flexibilität bei der Arbeitszeit ermöglicht.

Die gestiegene Zahl an Frauen und ausländischen Arbeitskräften zeigt, dass der Markt offener und vielfältiger geworden ist. Diese Entwicklungen schaffen bessere Voraussetzungen für Chancengleichheit und berufliche Vielfalt.

Daneben bleibt die Bedeutung des Handwerks unverändert hoch und ist unverzichtbar für die Schweizer Wirtschaft – sei es im Bau, in der Energieversorgung oder in der Technik.

Die Nachfrage nach gut qualifizierten Handwerkerinnen und Handwerkern wächst, und gezielte Investitionen in handwerkliche Aus- und Weiterbildungen bieten wertvolle Perspektiven für Fachkräfte, die eine stabile Karriere in einem Bereich anstreben.

Netzwerk Kadertraining meint dazu:

Was auf jeden Fall weiterhin grosse Bedeutung haben wird, sind Aus- und Weiterbildungen. Dazu auch noch ein paar Zahlen:

Bei 29 % der Schweizer Bevölkerung zwischen 25 und 64 Jahren liegt die letzte Weiterbildung mindestens fünf Jahre zurück. Besonders hoch ist dieser Anteil bei Personen mit niedrigem Bildungsniveau (52 %), bei Nichterwerbstätigen (55 %) und in der Altersgruppe der 55- bis 64-Jährigen (39 %). Viele geben an, keine Weiterbildung zu benötigen. Diese Erkenntnisse stammen aus dem Mikrozensus Aus- und Weiterbildung

Von den Personen, die sich in den fünf Jahren vor der Befragung nicht weitergebildet haben, geben im Jahr 2021 insgesamt 44 Prozent an, dass sie keine Weiterbildung benötigt haben. Ein Drittel wollte sich aus anderen Gründen nicht weiterbilden. Ein Fünftel konnte trotz Wunsch keine Weiterbildung besuchen.

Wir sind sicher, dass sich diese Zahlen in den nächsten Jahren massiv ändern werden. Ohne kontinuierliche Weiterbildung gibt es kaum berufliche Entwicklungsmöglichkeiten. In der modernen Arbeitswelt ist lebenslanges Lernen unerlässlich. Wir brauchen neue und erweiterte Fachkenntnisse und Kompetenzen. Sie erhöhen nicht nur den Qualifikationsgrad der Mitarbeitenden und machen sie so für Arbeitgeber interessant, sondern steigern die Innovationskraft der Unternehmen.

Arbeitgeber schätzen den Mehrwert, den sie mit qualifizierten Mitarbeitenden erhalten. Nicht zuletzt ist persönliche  Weiterentwicklung oft auch mit gesteigerter Motivation und Leistungsbereitschaft verbunden.

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