Der aktuelle BSS Fachkräfteindex 2024 bietet wertvolle Einblicke in die angespannte Fachkräftesituation in verschiedenen Branchen und Regionen. Insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stellt der zunehmende Fachkräftemangel eine grosse Herausforderung dar. In der neuesten Ausgabe zeigt sich, dass sich der Fachkräftemangel in vielen Branchen weiter verschärft hat, wenn auch weniger stark als im Vorjahr. Besonders betroffen sind dabei die Bereiche Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, Information/Kommunikation sowie IT- und Compliance-Funktionen.

Der Index setzt sich aus vier zentralen Indikatoren zusammen: Deckungsgrad, Zuwanderungsquote, Arbeitslosenquote und der Quote der offenen Stellen. Er wurde erstmals 2010 ermittelt und startete für alle Branchen mit einem Basiswert von 100. Die aktuellen Zahlen verdeutlichen eine kontinuierliche Verschärfung des Fachkräftemangels in der Gesamtwirtschaft, wobei der Anstieg bis 2023 um 38 % gestiegen ist. Lediglich während der Corona-Pandemie war ein vorübergehender Rückgang zu beobachten. In nahezu allen Branchen besteht zunehmend die Herausforderung, ausreichend qualifizierte Fachkräfte zu rekrutieren – eine bemerkenswerte Ausnahme stellt hierbei die öffentliche Verwaltung dar, die deutlich weniger betroffen ist.

Fachkräftemangel in KMU: Ein anhaltendes Problem

Für viele KMU verschärft sich die Personalsituation. Laut dem BSS Fachkräfteindex hat sich der Mangel in vielen Branchen 2023 weiter verstärkt, besonders in Sektoren wie Information/Kommunikation und Finanzdienstleistungen. Diese Branchen sind auf qualifizierte Arbeitskräfte angewiesen, die auch in der öffentlichen Verwaltung stark nachgefragt werden. Gerade für kleinere Unternehmen, die oft weniger Spielraum bei den Gehältern haben, ist es schwierig, im Wettbewerb um Fachkräfte mitzuhalten.

Der Staat als attraktiver Arbeitgeber

Ein weiterer Aspekt, der die Lage für KMU komplizierter macht, ist die Rolle des Staates als Arbeitgeber. Studien des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) zeigen, dass die öffentliche Verwaltung in vielen Fällen höhere Löhne als die Privatwirtschaft bietet. Dies betrifft auch Stellen, die für KMU besonders relevant sind, wie IT-Experten oder Spezialisten in Bereichen wie Legal und Compliance. Für KMU wird es dadurch immer schwieriger, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen, da der Staat mit attraktiveren Anstellungsbedingungen konkurriert.

Lösungsansätze für KMU

Auch wenn der Fachkräftemangel eine Herausforderung bleibt, gibt es verschiedene Ansätze, wie KMU auf diese Situation reagieren können:

Attraktive Arbeitsbedingungen schaffen

KMU können sich durch flexible Arbeitsmodelle, flache Hierarchien und eine enge Zusammenarbeit in kleinen Teams als attraktive Arbeitgeber positionieren. Diese nicht-monetären Vorteile können für viele Fachkräfte genauso anziehend sein wie höhere Gehälter.

Weiterbildung und Entwicklung

Die kontinuierliche Qualifizierung der eigenen Mitarbeitenden kann helfen, Engpässe zu überwinden. KMU können Programme zur beruflichen Weiterentwicklung anbieten, die nicht nur das Fachwissen erweitern, sondern auch die langfristige Bindung der Mitarbeitenden stärken.

Kooperationen und Netzwerke nutzen

Eine enge Zusammenarbeit mit Hochschulen, Ausbildungsstätten und regionalen Netzwerken kann KMU dabei unterstützen, frühzeitig Zugang zu jungen Talenten zu erhalten. Praktika, duale Studienprogramme oder regionale Jobbörsen bieten gute Möglichkeiten, Fachkräfte anzusprechen.

Fazit: KMU brauchen kreative Lösungen

Für KMU bedeutet der Fachkräftemangel, dass sie neue Wege finden müssen, um sich als attraktive Arbeitgeber zu positionieren. Der Staat mag zwar höhere Gehälter bieten können, doch KMU können mit flexiblen Arbeitsbedingungen, persönlicher Entwicklung und einem familiären Arbeitsklima punkten. Der BSS Fachkräfteindex 2024 zeigt deutlich, dass sich der Fachkräftemangel weiter verschärft, aber durch gezielte Massnahmen können KMU auch in einem herausfordernden Umfeld wettbewerbsfähig bleiben.

Teile diesen Artikel