Jahrelang galt der verdeckte Arbeitsmarkt als Black Box: Möglicherweise werden bis zu 50 % aller Stellen unter der Hand besetzt – über Empfehlungen, interne Wechsel oder persönliche Kontakte. Wer keinen Zugang zu diesem informellen Jobmarkt hatte, war im Nachteil. Doch nun verspricht XING mit einem neuen Feature: Wir machen sichtbar, wo Jobs vergeben wurden – auch wenn sie nie ausgeschrieben waren.
Doch was steckt dahinter? Ist das wirklich der Gamechanger für Bewerbende? Und was bleibt trotz algorithmischer Unterstützung weiterhin wichtig?
Was das neue Feature kann – und was nicht
XING zeigt jetzt sogenannte „vergebene Jobs“ an. Das sind Stellen, die nicht aktiv ausgeschrieben waren, bei denen aber trotzdem über das Netzwerk sichtbar wird, wer eine neue Position angetreten hat – inklusive Jobtitel und Arbeitgeber:in. Das Ziel: Mehr Transparenz im verdeckten Arbeitsmarkt.
Hier ein Beispiel: Du siehst, dass in Deinem Wunschunternehmen kürzlich eine Projektleiterin im Bereich Nachhaltigkeit gestartet hat – obwohl keine Anzeige dazu online war. Das kann Dir wertvolle Hinweise liefern: Wer stellt ein? In welchen Bereichen? Wie bewegen sich Talente?
Konkret bietet XING mit der neuen Funktion den Nutzer:innen den Blick auf besetzte Stellen, die für sie auch von Interesse sein könnten. Die Job-Profile werden als Karten-Deck präsentiert. Auf diesem sind unter anderem das Unternehmen, die Branche, der Jobtitel sowie die Skills des aktuellen Stelleninhabers aufgeführt. Wenn sich ein:e Nutzer:in angesprochen fühlt, kann er oder sie ein Glockensymbol anklicken und so Interesse an dieser Position anmelden. Dies dient als Grundlage für ein KI-System, das ähnliche und verwandte Jobangebote – oder den markierten Job, sobald er frei wird – vorschlägt.
Kritische Stimmen zum neuen XING-Feature
Trotz vieler positiver Rückmeldungen gibt es auch Bedenken und kritische Anmerkungen – sowohl von Nutzer:innen als auch von Expert:innen.
Nicht alle Bewegungen werden erfasst:
Das System basiert auf freiwilligen Profil-Änderungen. Wenn neue Mitarbeitende ihren Wechsel nicht in ihrem XING-Profil eintragen, bleibt er unsichtbar.
Gefahr der Fehlinterpretation:
Nur weil ein Job besetzt wurde, heisst das nicht automatisch, dass dort noch mehr Bedarf besteht oder bald neue Stellen folgen. Ohne Kontext bleibt die Information fragmentarisch.
Zweifel an echter Transparenz:
Einige Stimmen aus der HR-Community kritisieren, dass XING eher ein eigenes Produktfeature vermarktet als eine echte strukturelle Öffnung des verdeckten Markts schafft. Sichtbar wird letztendlich nur das, was einzelne Personen auf dem XING Profil preisgeben.
Missverständnis bei Bewerbenden möglich:
Es könnte die Erwartung entstehen, dass man durch das neue Feature automatisch bessere Chancen hat. Das ist nur dann der Fall, wenn man aktiv daraus Schlüsse zieht und sein Verhalten entsprechend anpasst.
Was Dir der Algorithmus abnimmt – und was Du weiterhin selbst tun solltest
Was XING jetzt (teilweise) sichtbar macht
Was du trotzdem noch aktiv tun musst und Dir der Algorithmus nicht abnimmt:
Was XING jetzt (teilweise) sichtbar macht | Was Du trotzdem noch aktiv tun musst |
Verdeckte Bewegungen im Jobmarkt erkennen | Die Informationen interpretieren und nutzen – z.B. für gezielte Initiativbewerbungen. |
Unternehmenswechsel nachvollziehen | Kontakte aufbauen zu Personen in Wunschunternehmen oder zu Neu-Eingestellten |
Recruiting-Aktivität von Firmen einschätzen | Profil aktiv halten, gezielt Interessen und Skills eintragen |
Sichtbarkeit über das eigene Netzwerk erhöhen | Selbst in Netzwerken aktiv sein, Gruppen beitreten, Beiträge kommentieren |
Neue Trends und Suchprofile beobachten | Den eigenen Auftritt schärfen: Was bringst Du mit, was andere nicht haben? |
Fazit: Hilfreicher Impuls – aber kein Ersatz für Eigeninitiative
Das neue Feature von XING ist ein willkommener Schritt hin zu mehr Transparenz, vor allem für Menschen, die sich beruflich orientieren oder auf neue Chancen hoffen. Doch der Algorithmus bleibt ein Werkzeug – nicht die Lösung. Wer den verdeckten Arbeitsmarkt wirklich für sich nutzen möchte, braucht mehr als ein gutes Profil. Es bleibt dabei, diese Aktivitäten sind wichtig: Netzwerkpflege, gezielter Ansprache, klarer beruflicher Positionierung und Neugier auf die Bewegungen in der Branche, das alles mit einem hohen, gezielten Aufwand an Recherche.
Der verdeckte Arbeitsmarkt wird durch das neue Tool sichtbarer – aber nicht automatisch zugänglicher. Du musst weiterhin proaktiv bleiben, wenn Du das Beste daraus machen willst.
Netzwerk Kadertraining meint dazu:
Die von XING angebotene KI-Logik ist nur ein erster Schritt. Wenn Du Dein Bewerbungsverhalten strategisch weiterentwickeln willst, gibt es inzwischen weit mehr Möglichkeiten – wie z. B. die im Beitrag „Wie Personal GenAI die Karriereplanung verändert“ von Strategify beschriebenen Tools und Ansätze.
Dort wird deutlich: Mit Hilfe von Personal GenAI kannst Du Deine berufliche Entwicklung ganzheitlich begleiten lassen – von der Profilanalyse über den Lebenslauf-Scan bis hin zur kontinuierlichen Kompetenzentwicklung, smarten Jobvorschlägen oder der Vorbereitung von Bewerbungsgesprächen.
XING macht mehr sichtbar. Aber die eigentliche Karrieregestaltung liegt in Deiner Hand – und mit moderner KI an Deiner Seite hast Du heute bessere Werkzeuge denn je, um den verdeckten Markt wirklich für Dich zu erschliessen.