In den letzten Jahren hat sich im Recruiting einiges getan. Firmen müssen sich den Veränderungen stellen und mit den Neuerungen Schritt halten und auch die Bewerbenden sollten über die Neuerungen und Modifikationen Bescheid wissen. Die Basis der Veränderungen sind die Weiterentwicklungen der Technologie und die Kommunikationsmittel. Hier gehen wir auf einige der wichtigsten Veränderungen ein. Sie zeigen die Vielfalt der Bewerbungskanäle und ihre starke Veränderung hin zu Kanälen für Beziehungsaufbau und Imagepflege:

·       Die Zahl der Stellensuchenden hat sich verringert und die Firmen richten sich mehrheitlich auf Kandidatinnen und Kandidaten aus, die eher passiv suchen.

·       Die aktiv suchenden Bewerbenden von früher hatten nur den Anspruch, einen Job zu finden, um überhaupt wieder arbeiten zu können. Heute hingegen muss den Menschen ein Mehrwert und eine Verbesserung geboten werden, um diese zu einem Wechsel zu bewegen. Darum beginnt für die Arbeitgeber der Recruiting-Prozess viel früher und mit anderen Mitteln. Die Anforderungen an die Arbeitgeber haben sich enorm gesteigert.

·       Bis vor wenigen Jahren gab es nur eine kleine Auswahl an Jobbörsen. Heutzutage gibt es etwa 500 Jobbörsen und die Wege über Social Media. Firmen müssen genau analysieren, wie sie die gewünschte Zielgruppe erreichen können und sich darauf ausrichten, auf verschiedenen Kanälen zu rekrutieren.

·       Früher erhielten die Unternehmen aufgrund der hohen Arbeitslosenquote sehr viele Bewerbungen auf eine Stellenanzeige. Heute ist dies nicht mehr so und die Stellenanzeige muss so gestaltet sein, dass sich die richtige Zielgruppe angesprochen fühlt. Die Arbeitgebervorteile müssen kommuniziert werden und die Möglichkeiten der Kontaktnahme sehr schnell und flexibel aufgebaut sein.

·       Mit der Verbreitung von Smartphones können Stellensuchende sich jetzt von überall aus bewerben. Unternehmen haben reaktionsschnelle Bewerbungsprozesse entwickelt, die es Bewerbenden ermöglichen, ihre Bewerbungen von Mobilgeräten aus einzureichen.

Daraus folgen diese Änderungen für die Unternehmen

Mitarbeitenden-Recruiting ist immer mehr Marketingaufgabe

Früher hatten HR im Stellensuchprozess eher die Rolle eines Verwalters, um die vielen Bewerbungen zu verwalten und den Überblick darüber zu behalten. Heute hat sich die Tätigkeit im HR und im Recruiting stark verändert. Es braucht viel mehr Wissen und Kompetenzen im Bereich von Technik, Marketing und Kommunikationsfähigkeiten online und in Präsenz.

Es geht nicht mehr nur darum, ein Angebot für eine Stelle zu platzieren und darauf zu warten, dass die Interessierten es auch anschauen und sich die passenden Mitarbeitenden melden. Dieser Weg ist für die Firmen schon lange passé.

Es geht vielmehr um Beziehungsaufbau und Imagepflege und für die Unternehmen um vereinfacht dargestellt, um folgendes:

·       Wir zeigen uns im besten Bild, wer wir sind und was wir wie tun.

·       Wir ermuntern alle, die mit uns arbeiten wollen, sich bei uns zu melden.

·       Wir machen konkrete Angebote und zeigen, was wir von Dir wollen und was Du bekommst.

Stellen-Bewerbung findet auf vielen Kanälen statt, auch gleichzeitig

Die Firmen wollen ihre offenen Stellen so schnell und effizient wie möglich besetzen. In der Vergangenheit erfolgte dies offline, beispielsweise über Stellenanzeigen in Zeitungen. Heute jedoch findet Recruiting zum grössten Teil in der digitalen Welt und parallel statt.

So kann Personalbeschaffung sowohl intern als auch extern stattfinden. Bei interner Personalbeschaffung wird eine offene Stelle mit einer Person besetzt, die bereits für das Unternehmen tätig ist. Bei externem Recruiting werden Bewerbende ausserhalb des Unternehmens gesucht.

Die Massnahmen im Recruiting werden oft miteinander kombiniert und finden gleichzeitig statt. Wir zeigen eine Auswahl und bringen hier kurz die Vor- und Nachteile für die Firmen zur Sprache:

Stellenportale im Internet

Das Internet verfügt über eine Vielzahl von Stellenportalen. Die grossen Portale haben eine sehr grosse Reichweite, sind meist selbsterklärend und somit einfach in der Anwendung.  Die Kosten für das Schalten solcher Anzeigen sind für die Firmen nicht zu unterschätzen und die Inserate erreichen nur die aktiv suchenden Bewerbenden.

Employer Branding Massnahmen

Employer Branding hat das Ziel, die Arbeitgebermarke eines Unternehmens für neue Mitarbeitende und Jobsuchende so attraktiv wie möglich zu gestalten. Dabei werden insbesondere die Firmenphilosophie sowie die Alleinstellungsmerkmale (USP) eines Unternehmens nach aussen kommuniziert.

Allerdings darf bei allem Marketing im Employer Branding auch nicht vergessen werden, dass die Mitarbeitende, die im Unternehmen sind, viel über die Kultur und die Attraktivität des Unternehmens wissen und Falschaussagen korrigieren könnten. Nicht nur auf kununu.

Jobmessen

Traditionell sind viele grosse Unternehmen auf Job- beziehungsweise Karrieremessen vertreten. Die Personalverantwortlichen treten dort mit möglichst vielen potentiellen Kandidat:innen in Kontakt. Für die Zielgruppe der Hochschulabsolvent:innen werden besondere Informationsveranstaltungen für die jeweiligen Fachbereiche durchgeführt.

Auch hier sind die Firmen im Vorteil, die mit der fortgeschrittene Digitalisierung auch in diesem Bereich auf digitale Möglichkeiten zurückgegriffen können und sich in den virtuellen Karrieremessen entsprechend gut darstellen können.

Active Sourcing

Der Begriff Active Sourcing beschreibt eine aktive Methode im Recruiting. Die Recruiting-Verantwortlichen schalten keine Anzeigen oder Werbung auf Stellenportalen, sondern kontaktieren passende Kandidat:innen direkt über die sozialen Medien wie Xing, LinkedIn oder auch Facebook/Instagram.

Hier ist es wichtig, geschickt vorzugehen, man weiss ja nie, ob die angesprochene Person bereit und interessiert an einem Wechsel ist. Personen im Recruiting müssen sich deshalb viel Zeit für eine persönliche Ansprache der Kandidat:innen nehmen und gekonnt vorgehen. Auch müssen das gesamte Angebot des Unternehmens, der Auftritt im Social Media-Umfeld und die Flexibilität und Schnelligkeit im Bewerbungsprozess passen.

Social Recruiting

Die Nutzung von Reichweite mittels Kommunikationsmöglichkeiten auf Social Media-Plattformen, um passendes Personal zu finden, wird als Social Recruiting beschrieben.

Die passenden Werbeanzeigen erreichen nicht nur die aktiv suchenden Bewerbenden, sondern auch die passiven Kandidat:innen, die sich derzeit noch in einer Festanstellung befinden. Mithilfe einer optimalen Strategie sorgen die Firmen dafür, dass potentielle Bewerbende ihr Unternehmen als attraktive Arbeitgebermarke wahrnehmen. Dadurch sollen sie zu einem Wechsel bewegt werden. Oft wird angeboten, dass Kandidat:innen sich sofort per Smartphone direkt bewerben können, ohne Lebenslauf oder ein Anschreiben hochladen zu müssen.

Social Recruiting wird gerne outgesourct, indem eine Social Recruiting-Agentur engagiert wird, die dann die Werbeanzeigen in den sozialen Medien schaltet. Aber Achtung, oft können diese Agenturen nichts oder wenig über die wirkliche Arbeitskultur und die Anforderungen im Unternehmen sagen. Also der Prozess darf immer noch in den Händen des Unternehmens bleiben.

Zeitarbeitsfirmen und Personalvermittler

Kurzfristige Personalengpässe werden insbesondere in grösseren Unternehmen oft in der Zusammenarbeit mit Zeitarbeitsfirmen gelöst. Für die Überbrückung eines kurzen, vorübergehenden Personal-Engpasses ist eine Zeitarbeitsfirma eine mögliche Recruiting-Massnahme.

Der bzw. die dann auf die Stellenausschreibung passende Mitarbeitende hat einen Arbeitsvertrag mit dem Entleiher-Unternehmen. Das stellt einen Vorteil dar. Dennoch ist es sehr wichtig, ein gutes Onboarding zu machen und auch bei diesen Mitarbeitenden dafür zu sorgen, dass sie voll integriert sind.

Talentpool

Für viele Unternehmen bietet es sich an, einen Talentpool anzulegen. Eine Datenbank, welche mit den wichtigsten Informationen über mögliche Kandidat gefüllt ist. Die Quellen, aus denen dieser Talentpool gespeist wird, sind Kontakte aus Social Media-Kampagnen, ehemalige Praktikant:innen, bereits abgelehnte Bewerbende und vieles mehr.

Sobald eine Stelle besetzt werden muss, kann der Talentpool aufgerufen werden und die Person, die für die Stelle passend sein könnte, direkt kontaktiert werden. Jedoch müssen die Firmen den Talentpool pflegen und die Personen informieren, dass sie dort festgehalten werden. Die nächste Falle kann sein, dass man einfach vergisst, dort nachzuschauen. Also muss der Prozess auch verankert sein.

Unternehmens-Webseite und Karriere-Seite

Das Aushängeschild eines Unternehmens in der digitalen Welt ist die Unternehmens-Website. Sie sollte auch als die Anlaufstelle für potentielle Interessent:innen gestaltet sein. Das heisst, stets aktuell und es sollte möglichst eine eigene Karriererubrik implementiert sein. Dort werden dann die Alleinstellungsmerkmale des Unternehmens und Benefits für neue Mitarbeitende präsentiert und auch das Team mit Fotos und vielleicht Kommentaren zur Zusammenarbeit gezeigt. Genauso sollten dort die aktuellen Stellenausschreibungen und die Möglichkeiten für eine rasche Bewerbung zu finden sein.

Wenn die Website nicht für mobile Geräte optimiert ist, haben die Firmen schon einen Minuspunkt für die Bewerbenden. Heutzutage wird das Smartphone oder Tablet von einem Großteil der Bewerber:innen für die Jobsuche bevorzugt. Der Weg zur Kontaktnahme muss also sehr kurz und unkompliziert gangbar sein.

Internes Recruiting

Die Firmen werden nicht nur externe Kandidat:innen in Betracht ziehen. Internes Recruiting ist in der letzten Zeit stark angestiegen. Mit dem Begriff «Quit Hiring» wird darüber vielfach publiziert. So wird die Fluktuation innerhalb des Unternehmens gesenkt. Weiterentwicklungsmöglichkeiten steigern die Motivation und senken das aktive Umschauen nach einer neuen Stelle.

Wichtig dabei ist zu berücksichtigen, dass jede Person eine Lücke hinterlässt, die wiederum geschlossen werden muss. Beim internen Recruiting sollten also die Firmen, bzw. die Verantwortlichen, nicht versteckt handeln, sondern den Prozess offen und fair gestalten.

Mitarbeiterempfehlungen

Mitarbeiterempfehlungen sind die effektivsten Rekrutierungskanäle. Eigene Mitarbeitende werden nur Personen empfehlen, mit denen sie gerne zusammenarbeiten würden und von denen sie wissen, dass sie zur Kultur des Unternehmens passen. Für die Unternehmen spart es Geld und Zeit.

Doch die Unternehmen müssen ihre Mitarbeitenden auch ermutigen, ihre Freunde und Bekannten zu empfehlen.

Was heisst das für Bewerbende

Bewerbende können verschiedene Kanäle nutzen, um sich optimal zu präsentieren, ihre Kompetenzen darzustellen und Imagepflege zu betreiben. Es gibt viele Schritte, die ihnen dabei helfen können, sich zu zeigen.

Die Nutzung dieser Kanäle erfordert Zeit und Engagement, aber sie können Bewerbenden dabei helfen, sich von der Konkurrenz abzuheben, ihre Kompetenzen zu zeigen und ein positives Image zu pflegen. Es ist wichtig, sich authentisch und professionell zu präsentieren und sicherzustellen, dass die Online-Präsenz die persönlichen beruflichen Ziele und Werte widerspiegelt.

Auch für die Bewerbenden geht es darum, sich von der besten Seite zu zeigen. Im Einzelnen ist das, vereinfacht dargestellt, folgendes:

·       Ich zeige mich in dem, wie ich bin und was ich kann, zeige damit meine Interessen und mein Wissen.

·       Ich mache durch die Sichtbarmachung das Angebot, mit mir in Kontakt treten zu können.

·       Ich zeige, welchen Nutzen ich anderen bringen kann und wie wir zusammen etwas erreichen können.

Konkrete Beispiele, wo und wie Bewerbende die Bewerbungskanäle und die Logik des «sich Zeigens» für sich nutzen können:

Professionelle Online-Profile: Sicherstellen, dass das Profil aktuell ist, eine ansprechende Zusammenfassung enthält, die beruflichen Erfahrungen und Fähigkeiten hervorhebt und ein professionelles Foto zeigt.

Soziale Medien: Persönlich die sozialen Medien nutzen, um berufliche Entwicklungen zu zeigen und zu teilen. Artikel, Beiträge oder Updates zu branchenspezifischen Themen und persönlichen Erfolgen veröffentlichen. Dabei darauf achten, dass die Inhalte professionell, gut aufbereitet und relevant sind.

Online-Portfolios: Die persönliche visualisierbare Arbeit, wie Grafikdesign oder Webentwicklung usw. in einem Online-Portfolio präsentieren. Die Projekte können auf Plattformen wie Behance oder GitHub gezeigt werden.

Bewerbungskanäle: Verschiedenen und möglichst alle Bewerbungskanäle, die von Unternehmen angeboten werden, nutzen. Dies können Online-Bewerbungsportale, E-Mail, postalische Bewerbungen oder sogar persönliche Kontakte sein. Darauf achten, dass alle erforderlichen Informationen und Dokumente bereit sind, um sie schnell weitergeben zu können.

Networking: Am besten online und offline berufliche Netzwerke aufbauen. Mit berufsbezogenen Gruppen und Foren in Kontakt treten und an Konferenzen und Networking-Veranstaltungen teilnehmen, um so Kontakte in der eigenen oder gewünschte Branche zu knüpfen.

Präsenz in Fachmedien: Artikel schreiben oder Interviews in Fachmedien geben oder Blogs in der eigenen oder gewünschten Branche kennen und Beiträge kommentieren. Ebenso auf LinkedIn. Dies stellt die eigene Expertise unter Beweis und ist Image stärkend.

Ehrenamtliche Arbeit und Weiterbildung: Ehrenamtliche Arbeit und oder auch besonders Weiterbildungen erweitern die eigenen Fähigkeiten. Dies sollte im Lebenslauf und im Online-Profil vermerkt sein und kann positiv auffallen.

Reputation pflegen: Online und offline professionell und respektvoll agieren. Die eigene Reputation ist wichtig, und schlechte Kommentare oder unangemessenes Verhalten wirken sich negativ aus.

Personal Branding: Das persönliche Image erarbeiten und bewusst einsetzen. Die persönlichen Stärken und Kernkompetenzen dürfen klar kommuniziert und  konsistent in allen Bewerbungsunterlagen und in der Online-Präsenz aufgezeigt werden.

Unternehmen und Bewerbende müssen sich mit den grundlegenden Veränderungen der Bewerbungskanäle befassen. Die Anpassung an neue Technologien und Methoden und die Nutzung moderner Kanäle ermöglicht es Unternehmen, qualifizierte Talente besser zu identifizieren und anzuziehen. Gleichzeitig haben sie die Möglichkeit ihre Rekrutierungsmethoden anzupassen.

Die Bewerbenden haben durch die effektive Nutzung dieser Kanäle die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und Qualifikationen auf vielfältige Weise zu präsentieren und sich als starke Kandidatin oder passenden Kandidat zu positionieren.

Wenn Unternehmen oder auch Bewerbende diese Entwicklungen verpassen, können wertvolle Chancen nicht genutzt werden und sie können im Wettbewerb zurückzufallen.

Letztendlich tragen die neuen und erweiterten Bewerbungskanäle dazu bei, dass sowohl für Unternehmen als auch für Bewerbende erfolgreiche, langfristige berufliche Beziehungen aufgebaut werden können und dies die Arbeitswelt insgesamt verbessert.

Teile diesen Artikel
#