Wissenstransfer bei Netzwerk Kadertraining

Im Rekrutierungsprozess zählt beim Entscheid für eine Bewerberin oder einen Bewerber bei weitem nicht nur die Qualifikationen. Eine grosse Rolle spielen auch die unbewussten Denkmuster – und das auf beiden Seiten.

Im letzten gemeinsamen Weiterbildungsteil haben sich die Expertinnen und Experten von Netzwerk Kadertraining vertieft mit den sogenannten „unconscious biases“ beschäftigt. Das einerseits im Rahmen der Beobachterschulung für Assessments, andererseits um in der Beratung von Stellensuchenden Fach- und Führungskräften eine Sensibilisierung für das so wichtige Thema der „unbewussten Voreingenommenheit“ zu schaffen.

Mit der Psychologin Jutta Schneider-Ströer durften wir in die Welt des „Bewussten Umgangs mit unbewussten Vorurteilen“ eintauchen. Dass diese unbewussten Vorurteile als Verhaltensmuster evolutionsbedingt sind, ist erstmal entlastend. Die Hirnforscher zeigen uns, dass wir immer wieder automatisch auf etwas reagieren und mit diesem Automatismus kommen solche Vorurteile zum Einsatz. Das Gehirn arbeitet effizient und nutzt immer wieder die gleichen Muster, um Ressourcen zu schonen.

Wir alle haben diese unbewussten Vorurteile. Sie erwachsen zum Beispiel aus den gelernten Sterotypen, die automatisch, unbeabsichtigt, tief in unseren Überzeugungen verwurzelt sind. Diese Vorurteile, manche nennen sie auch Glaubenssätze, haben die Fähigkeit, unser Verhalten und unser Denken zu beeinflussen.

Wenn Sie beispielsweise mit einer Autopanne auf einem Parkplatz festsitzen, fragen sie wahrscheinlich eher einen Mann als eine Frau um Hilfe. Wie kann das sein? Im Laufe unseres Lebens sammeln wir Denkmuster, die in verschiedenen Situationen wieder hervorgeholt werden. Sie sind oft richtig, aber manchmal auch falsch. Auf jeden Fall unbewusst.

So können zum Beispiel unbewusst die Faktoren, wie Haarfarbe, Körpergröße, Geschlecht, Name, besuchte Schule oder Gewicht, eine Rolle spielen, wenn es darum geht, einen Job zu bekommen – oder auch nicht.

Darum erkunden HR, Linienmanager und Recruiting-Spezialisten oftmals mit einem sogenannten «Unconscious-Bias-Training» ihre eigenen unbewussten Vorurteile. Sie stellen sich den Fragen Welche Vorurteile hege ich? Wie beeinflussen sie meine beruflichen Entscheide? Welche Rolle spielen sie bei der Rekrutierung, bei der Zusammensetzung meines Teams oder bei täglichen Sitzungen?

Gerade für Menschen auf der Stellensuche kann es sich als sehr hinderlich erweisen, einer unbewussten Voreingenommenheit ausgesetzt zu sein. Es macht Sinn, sich das bewusst zu machen und Strategien zu entwickeln, damit der Erfolg im Bewerbungsprozess nicht durch unbewusste Vorurteile torpediert wird.

Es gibt viele Arten unbewusster Vorurteile, denen wir, ohne es zu merken, ausgeliefert sind. Hier ein paar Beispiele

  • Affinitätsbias – die Tendenz, sich für Menschen zu entscheiden, die wie wir sind
  • Halo-Effekt – die Tendenz, alles an einer Person gut zu finden, nur weil wir sie mögen
  • Gruppendenken – die Tendenz, sich zu sehr zu bemühen, sich in eine bestehende Kultur einzufügen, andere nachzuahmen und Gedanken oder Meinungen zurückzuhalten, was zum Verlust der Identität und zum Verlust von Kreativität und Innovation führt

Wer seine individuellen Denk- und Glaubensmuster versteht und erkennt, kann eigenen Vorurteilen entgegenwirken. In Coaching, Training und den Kursen von Netzwerk Kadertraining zeigen wir Strategien auf, wie unbewusste Vorurteile vermieden werden können. Wir entwickeln gemeinsam Szenarien und laden die Teilnehmenden zu einem Perspektivenwechsel ein. Die eigenen Denk- und Handlungsmuster werden in Rollenspielen leicht erkannt und können so zielführend geändert werden.

  1. Seien Sie sich bewusst, dass auch Sie unbewussten Vorurteile haben können
  2. Konzentrieren Sie sich auf Menschen und nicht auf Merkmale
  3. Seien Sie offen, für Neues und machen Sie bewusst mal etwas anders
  4. Reflektieren Sie Ihre Vorbehalte und sprechen Sie mit anderen darüber
  5. Setzen Sie sich bewusst mit dem auseinander, wogegen Sie Bedenken hegen

So gelingt es vielleicht , die Schubladen im eigenen Kopf aufzulösen und das ohne Schuldzuweisung. Wir sitzen da alle im gleichen Boot und werden nie völlig frei von Voreingenommenheit sein können. Doch immer wieder mit den besprochenen und weiteren Techniken daran zu arbeiten, wird uns in die Lage versetzen, den Effekt unbewusster Voreingenommenheit zu reduzieren. Das verhilft dazu, bei unseren Entscheidungen, Verhandlungen und sozialen Interaktionen, bessere Ergebnisse zu erzielen.

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