Die Machtverhältnisse am Arbeitsmarkt haben sich verändert – die Arbeitnehmenden haben die Trümpfe in der Hand. Das könnte man glauben, wenn man aktuell über den Fach- und Führungskräftemangel in der Schweiz liest. Doch ist das wirklich so oder kann man das nicht so eindeutig bejahen?
Tatsächlich macht der branchenübergreifende Fachkräftemangel vielen Unternehmen derzeit schwer zu schaffen. Das bringt die Verantwortlichen dazu, mit neuen Strategien, wie zum Beispiel dem New-Hiring-Konzept, zu experimentieren.

Unter diesem Namen wird ein Konzept verstanden, das von den Grundsätzen der „neuen Arbeit“ geleitet wird. Es stellt den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt. Alles ist darauf ausgerichtet, die richtigen Mitarbeitenden zur richtigen Zeit zu finden und langfristig im Unternehmen zu halten. Damit gewinnen die Themen wie Active Sourcing, Bewerbungen über WhatsApp oder andere technische Lösungen und Talent Pooling immer mehr an Bedeutung. Auch ausgefeilte Mitarbeiterbindungsprogramme werden in grösseren Unternehmen immer wieder lanciert. Die Unternehmen stellen sich darauf ein, dass im kommenden Jahr keine signifikanten Veränderungen im Bereich des Fachkräftemangels zu erwarten sind.

Grosse Sorgen bereitet den Personalverantwortlichen auch die Tatsache, dass viele Kandidatinnen und Kandidaten mitten im Bewerbungsprozess abspringen. So muss der Prozess immer wieder neu begonnen werden.
Die Unternehmen müssen also ihren Einstellungsprozess methodisch gut durchdenken, detailliert aufstellen und bereit sein, flexibel auf die Wünsche der Bewerbenden einzugehen. Nur wenn sie das richtig machen, werden sie die passenden Kandidatinnen und Kandidaten, die langfristigen Nutzen in der Organisation stiften, finden, einstellen und an sich binden können.

Im besten Fall heisst New Hiring für die Bewerbenden:

Die Bewerbungsprozesse werden auf digitaler und damit immer mehr auf automatisierter Basis geführt. Durch die Automatisierung werden Kapazitäten frei, die für die Kommunikation mit den Bewerbenden eingesetzt werden können. Das kann sich sehr positiv auswirken und die Prozesse rund um das Einstellungsverfahren gesamthaft schneller machen.

Die digitale Bearbeitung wird eher für die Informationsaufbereitung, als für automatisierte Recruiting-Entscheidungen auf Basis von CV-Daten genutzt.
Dieses Szenario, der angeblich möglichen Auswahl aufgrund von Daten durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz, rückt in den Hintergrund. Es werden vermehrt persönliche Settings eingesetzt, um ein ganzheitliches Bild der Bewerbenden zu zeichnen und viel über deren Werte, Bedürfnisse und Lebenssituationen zu erfahren.

Die Kommunikation ist nicht auf Zwischenbenachrichtigungen und Einladungen zum Vorstellungsgespräch beschränkt. Den Bewerbenden wird viel eher Wertschätzung in einem echten Dialog übermittelt. Damit wird eine gemeinsame, persönliche Basis geschaffen, die im Idealfall sogar schon vor der konkreten Ausschreibung der Stelle beginnt. HR wird in Zukunft immer mehr mit dem Networking-Gedanken arbeiten.

Wochenlange Funkstille kann sich kein Arbeitgeber mehr leisten. Das war ohnehin kein guter Stil. Ein effektives und effizientes Bewerbermanagement bedeutet auch schnelle Antworten auf Fragen und den Auftrag an die Personalabteilung, die Kommunikation am Laufen zu halten.

Die Arbeitgeber haben idealerweise verschiedene Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme an die Bewerbenden bereitgestellt. Es gibt klare Ansprechpartner mit der Möglichkeit, sie per Telefon, E-Mail, Messenger-Dienste wie WhatsApp oder Social Media zu erreichen.

Der Kontakt wird auch nicht abgebrochen, selbst wenn es nicht zu einer Anstellung kommt. Es könnten sich ja Monate später neue Möglichkeiten eröffnen. Viele, auch kleinere, Firmen führen Talentpools, um im Bedarfsfall schnell den Kontakt mit den potentiellen Mitarbeitenden aufnehmen zu können.
Die Unternehmen und Organisationen sind darauf vorbereitet, dass die stellensuchenden und wechselwilligen Personen, gerade aus der jüngeren Generation, viel Wert auf Authentizität legen. Die Arbeitgeber stellen sich darauf ein; sie präsentieren sich authentisch und ehrlich und wollen möglichst nichts beschönigen. Es ist besser, gleich die Rahmenbedingungen offen zu kommunizieren, wenn etwas am zukünftigen Arbeitsplatz nicht den Wünschen der Mitarbeitenden entspricht. Sonst sind die neuen Mitarbeitenden genauso schnell wieder weg, wie sie gekommen sind.

Der Wunsch der Arbeitgeber nach der perfekten Ausbildung, der langjährigen Berufserfahrung, dem optimalen Cultural Fit und vielem mehr ist verständlich. Doch in den Zeiten, in denen die Bewerbenden den Arbeitsmarkt bestimmen, werden die nötigsten Must-Have-Kriterien anstelle von langen Anforderungsprofilen definiert.
Die zukünftige Führungskraft ist in den Bewerbungsprozess involviert und bringt sich in den Dialog mit ein. Eine gute Führungskraft ist einer der entscheidenden Faktoren für die Zusage der Bewerbenden. Oft ist auch das Kennenlernen der zukünftigen Kollegen in den Prozess mit eingeflochten.
Alles das, was einen positiven Eindruck für das Unternehmen, die Kultur und die Arbeitsprozesse aufbauen kann, wird von den Unternehmen genutzt, um die Kandidaten und Kandidatinnen zu überzeugen.

Wir haben hier nicht ein Idealbild gezeichnet. Fakt ist, dass die Unternehmen heute vor vielfältigen Herausforderungen stehen. Die Produktionstechnologien werden immer ausgefeilter und die digitale Vernetzung nimmt zu. Der Kulturwandel kann die Zusammenarbeit zwischen den Generationen erschweren. So steigen die Anforderungen täglich. Die Unternehmen stehen unter dem Druck, den eingeleiteten Wandel zu bewältigen.

Das kann nur nachhaltig funktionieren, wenn sich die Arbeitgeber auf ihre Mitarbeitenden verlassen können. Wenn Menschen in den Unternehmen nicht nur über die nötigen Fähigkeiten verfügen, sondern auch bereit sind, sich auf den Wandel einzustellen und ihn mit Bedacht gemeinsam voranzutreiben.
Um die passenden Mitarbeitenden zu gewinnen, setzen die Unternehmen mit dem Konzept des New Hiring auf einen neuen Weg – weg von starren Bewerbungsprozessen, hin zu flexiblen Prozessen, die sich konsequent an den Bedürfnissen der Bewerbenden orientieren. Personalverantwortliche müssen mehr denn je verstehen, was ihre Kandidatinnen und Kandidaten antreibt, welche Werte sie mitbringen und was ihnen wichtig ist, wenn sie sie für das Unternehmen begeistern wollen.

Wenn Du wissen willst, wie Du Dich auf einen geplanten Stellenwechsel oder sogar schon jetzt auf das «New Hiring» einstellen kannst, dann nimm gerne mit uns Kontakt auf.

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