Das diesjährige Expertentreffen zum Jahresanfang stand ganz unter dem Titel des «out of the box»-Denkens.

Netzwerk Kadertraining begleitet Menschen in Veränderungsprozessen und fordert sie oft auf, ihre alten Denkmuster zu verlassen. Der menschliche Verstand ist darauf trainiert, in Mustern zu denken. Genau das machen wir uns zunutze, indem wir die Veränderungsprozesse aktiv mitgestalten. Menschen sind in der Lage, nicht nur bekannte Denkmuster anzuwenden, sondern neue Denkmuster im Sinne von neuen Ideen, Perspektiven oder Erklärungen zu entwickeln. Dazu braucht es bestimmte Methoden und Instrumente.

Das, was wir anderen empfehlen, probieren wir am Besten bei uns selbst aus. Die Experten von Netzwerk Kadertraining haben sich die Frage gestellt: „Wie können wir agile Methoden nutzen, um agiles Arbeiten zu lernen, und die benötigen Fähigkeiten dazu einüben?“

Im Innospace Bern, bei der ehemaligen Gurtenbrauerei, steht der Raum zur Verfügung, um Agilität auch von aussen zu erfahren.

Agilität – das Zauberwort für gelingende Kommunikation in der Zusammenarbeit

In der Realisierung von Software-Projekten hat sich der Einsatz agiler Methoden schon seit langem als wichtigstes Vorgehensmodell für die effiziente Realisierung von Software-Projekten bewährt.

Das Agile Manifest mit seinen 12 Prinzipien betont dabei immer wieder die Bedeutung einer sehr engen Kollaboration und intensiven und offenen Kommunikation unter allen Stakeholdern.

Doch die agile Denkweise und die Werte des agilen Manifests sind weit mehr als nur eine weitere Prozessänderung, die womöglich auch noch delegiert werden kann. Das wahre Potenzial der agilen Vorgehensweisen kann sich richtig entfalten, wenn die agile Denkweise in der ganzen Organisation Einzug hält.

Die Denkhaltung des agilen Vorgehens klingt mitunter einfach und einleuchtend:  Selbstorganisation in den Teams stärken und selbstorganisierende, cross-funktionale Teams aufbauen, die miteinander reden und Prototypen erstellen, Arbeiten in kurzen Zyklen fertigstellen und immer wieder miteinander darüber sprechen, Lernen aus Feedback fördern und alle Stakeholder miteinbeziehen.

Wer sich mit dieser Idee beschäftigt, landet sehr schnell bei der Frage: „Wie soll das in meinem Umfeld gehen?“

Das Neue ausprobieren

Die Antwort heisst: Ausprobieren. Am besten in einem spannenden und innovativen Umfeld, dass sich dazu eignet, spielerisch mit den neuen Denk- und Handlungsweisen umzugehen.

In den ersten Schritten geht es darum, für sich selbst ein Gefühl dafür zu gewinnen, wie es ist, so ganz anders zu arbeiten. Wer im spielerischen Umfeld erlebt hat, wie es sich anfühlt, bestimmte Praktiken einzusetzen, kann ganz gut einschätzen, wie das im Geschäftsumfeld wirken wird. Etwas selbst zu erleben, ist nachhaltiger als nur davon zu hören oder zu lesen.

Agiles Arbeiten lebt von gelungener Kommunikation. Die zentrale Herausforderung ist es, sich untereinander mit einer vertrauensvollen Grundhaltung in der gemeinsamen Kommunikation zu begegnen. Die zweite Herausforderung ist die Entwicklung einer gemeinsamen Sprache im Kommunikationsprozess. Das fördert den Abbau von Silodenken und ermöglicht eine neue Transparenz. Die weitere Herausforderung besteht darin, eine Kommunikations-Kultur zu etablieren, in der die verschiedenen Stakeholder gleichberechtigt in den Kommunikationsprozess mit einbezogen werden.

LEGO® Serious Play®

Unter dem Einsatz der Methode LEGO® Serious Play® haben die Akteure die Möglichkeiten, zu erfahren, wie sie diesen verschiedenen Ansprüchen gerecht werden können.

Ursprünglich wurde diese Methode in Kooperation zwischen dem dänischen Spielzeughersteller LEGO® und dem Schweizer International Institute for Management Development Lausanne entwickelt. Es wurden aktuelle Erkenntnisse der Managementwissenschaften mit den Theorien der Lern- und Entwicklungspsychologie verbunden und seit der Einführung 1996 wurde die Methode immer weiterentwickelt.

Die gleichzeitige Ansprache mehrerer Sinne fördert erwiesenermassen die Effizienz von Lern- und Denkprozessen. Der aus dem Konstruktivisimus hervorgegangene Konstruktionismus beschreibt die Gleichzeitigkeit von realem Gestalten und Entwicklung von Theorien und Kenntnissen im Denken. Die freiwillige Auferlegung von Regeln im Spiel schafft eine positiv-kompetitive Atmosphäre: Der Umgang mit diesen künstlichen „Hürden“ fördert den Umgang mit Bedingungen in realen Situationen und zeigt vorher nicht geahnte Möglichkeiten und Lösungswege auf.

Heute wird LEGO® Serious Play® im Bereich Organisations- und Personalentwicklung und der Erwachsenenbildung unter anderem mit den Lernzielen eingesetzt:

  1. Breite und gleichberechtigte Beteiligung und Involviertheit der Teilnehmenden ermöglichen und die aktive Mitarbeit unter hohem individuellem Engagement fördern.
  2. Implizites und individuelles Wissen zugänglich machen und Verständnis und Interesse für die Perspektiven und Erkenntnisse der anderen Teilnehmenden fördern.
  3. Ausbrechen aus festen Denk-Bahnen fördern und das Generieren neuer Ideen im Sinne der Entwicklung von Perspektiven oder Erklärungen ermöglichen.

Die Resonanz auf die Methode ist äusserst positiv. Die Rückmeldungen zeigen die hohe Intensität des Dialogs, die gleichberechtigte Beteiligung im Prozess und die positive Arbeitsatmosphäre. Wer möchte das nicht in seinem Arbeitsumfeld genauso haben?

Vielleicht stellt das agile Arbeiten einen Bruch mit den gängigen Arbeitsmethoden dar. Doch es lohnt sich, immer weiter mit dieser Arbeits- und Denkweise die alten und verkrusteten Strukturen aufzubrechen und «out of the box» zu denken.

Lassen wir uns auf Veränderungen ein und gehen aufgeschlossen auf Neues zu und üben wir uns in der Fähigkeit, anderen Freiraum zu gewähren, Verantwortung abzugeben und Unsicherheiten auszuhalten, dann ernten wir mehr Zufriedenheit und Freude bei der Arbeit.

Genau diese Freude erlebten die Experten von Netzwerk Kadertraining. Sie sind bereit den Lern- und Bildungskontext vielfältiger zu denken und die Themen, wie z.B. Agilität, im Spiel zu erleben. Das Fazit ist die Bereitschaft, das Spiel als Lernmotor in all seinen Facetten zu nutzen und die damit die agile Denkweise an andere weiterzugeben und immer wieder selbst zu trainieren.

Weiterführende Links

Arbeit 4.0
https://www.innospace.ch/
http://work-smart-initiative.ch/de/

Agile Manifest
http://agilemanifesto.org/iso/de/manifesto.html
http://agilemanifesto.org/iso/de/principles.html

 

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