Wer nicht Spielball der Umstände werden möchte, sondern in Veränderungsprozessen immer wieder selbst mitgestalten will, braucht Mut und Kraft, um eigenverantwortlich zu handeln.

Der Begriff Eigenverantwortung setzt sich aus den Worten «Antwort» und «eigen» zusammen. Es geht um die «eigenen Antworten», die Du findest, um damit den herausfordernden Umständen zu begegnen.

Welche Herausforderungen oder Widrigkeiten auch Deinen Weg kreuzen, Du hast immer die Wahl, wie Du selbst aus Deiner Persönlichkeit heraus darauf reagieren willst.

Resiliente Menschen wissen, dass sie ganz alleine entscheiden, wie ihre persönliche Reaktion auf ein Problem ausfällt. Wer dagegen immer wieder andere Menschen verantwortlich macht für das, was einem selbst widerfährt, macht sich zum Opfer.

Wir können die Umstände nicht immer beeinflussen, aber wir können unsere Haltung ändern und neue Handlungsspielräume schaffen und proaktiv nutzen. Die Spielräume können mal kleiner und mal grösser sein, es zählt jeder einzelne Schritt auf dem Weg raus aus den Schwierigkeiten, hinein in die eigene Handlungsfähigkeit.

Resilienz zeigt sich in der Haltung, Krisen und schwierige Situationen als sinnhafte, verstehbare und handhabbare Herausforderungen des Lebens anzusehen. Menschen mit resilienter Grundhaltung mobilisieren Stärken und aktivieren Fähigkeiten aus sich heraus.

Resiliente Menschen finden Antworten auf die Frage:

„Welche Möglichkeiten stehen mir zur Verfügung, um mich gerade jetzt mit einer zuversichtlichen und lösungsorientierten Haltung den Risiken und Belastungen des Lebens stellen zu können?“

Hilfreiche innere Bilder

Die Grafiken zu den acht Kompetenzfeldern der Resilienzfaktoren vom ResilienzForum Berlin sind hilfreiche Bilder, um sich die eigene Kraftquelle Resilienz bewusst zu machen. Die Beschäftigung mit den Resilienzfaktoren und das «Verinnerlichen» des Wissens um diese hilfreichen Faktoren kann zu stärkenden inneren Bildern führen. Das bringt in den Zeiten von schwierigen Veränderungsprozessen immer wieder die eigene Kraft in Erinnerung.

Unsere Tipps

Die Resilienz fördernden Kompetenzfelder sind nicht getrennt voneinander zu betrachten. Sie bedingen sich alle gegenseitig. Du wirst bei Dir entdecken, was gerade eine stärkere Ausprägung hat und damit auch der Treiber Deiner ganz persönlichen Resilienz ist.

Andere nicht so stark ausgeprägte Kompetenzen dürfen wachsen und Dich und Deine Resilienz stärker machen.

Lass Dich von den Tipps und Hinweisen inspirieren. Vielleicht erkennst Du, dass Du schon einiges in Richtung Resilienz-Stärkung machst. Bleibe dabei und baue es weiter aus. Es lohnt sich.

Improvisationsvermögen und Lernbereitschaft

  • Beginne damit, einmal etwas ganz anderes zu tun und dadurch Freude an Neuem und Anderem zu entwickeln.
  • Gönne Dir den Freiraum spontan zu sein Nutze ohne Vorurteile alle Möglichkeiten, um Neues und Unbekanntes auszuprobieren und entwickle Freude an Neuem.
  • Lasse einmal «Mutanfälle» zu und gehe mit Neugier und Offenheit auf andere Menschen zu.
  • Gehe aufmerksam und achtsam durch die Welt und erkenne so Angebote, die Du nutzen kannst, und zeige die Flexibilität, das dann auch anzunehmen.
  • Nimm Dir vor aus Fehlern zu lernen und wertschätze Deine Fehler und Irrtümer. Auch wenn der Hinweis vielleicht am schwersten für Dich umzusetzen ist: Lerne damit, Kontrolle abzugeben und Dir selbst zu vertrauen.

Optimismus und positivem Selbst- und Weltbild

  • Pflege ganz bewusst ein positives Selbst- und Weltbild, glaube nicht Deinen eigenen Zweifeln und bleibe gelassen.
  • Prüfe Deine innere Haltung und sei Dir bewusst, dass sie eine hohe Ausstrahlungskraft hat. Setze darum auf Freundlichkeit, Gelassenheit und Wertschätzung für andere.
  • Eigne Dir eine positive Sprache an und verzichte auf negative Formulierungen und Klagen. Das ist ein grosser Schritt auf dem Weg zum positiven Selbst- und Weltbild.
  • Alles was dazu beiträgt das Bewusstsein für die eigenen Ressourcen, Stärken, Fähigkeiten und Kompetenzen zu fördern, darf gestärkt werden.
  • Wenn es Dir gelingt, Komplimente anzunehmen und Deine Glücksmomente klar zu bemerken und vielleicht auch noch zu dokumentieren, dann füllst Du Dein eigenes Portfolio mit einem stetigen «positiven Vorwärtsschauen».

Akzeptanz und Realitätsbezug

  • Setze Deinen Blick auf die Chancen, die in jeder Situation erkannt und genutzt werden können.
  • Nehme Lob und Anerkennung an und akzeptiere Deinen bisherigen Lebenslauf.
  • Lege selbst Deine persönlichen Grenzen fest und lasse das weg, was Du nicht mehr willst oder gebrauchen kannst.
  • Lerne Dich selbst immer besser kennen. Akzeptiere Dich voll und ganz und suche das für Dich passende Umfeld.
  • Erkenne rechtzeitig Überforderungen und sprich diese an. Scheu Dich nicht davor Unterstützung zu suchen.
  • Eigene Ansprüche versus Realität – Prüfe, ob Du vielleicht in die Perfektionsfalle geraten bist.

Lösungsorientierung und Kreativität

  • Verharre nicht im Problem. Wechsle die Perspektive und nimm die Sichtweise «vom Problem zur Lösung» ein, so als wäre es ein Automatismus.
  • Entwirf Lösungsbilder und gehe kreativ mit spielerischer Kraft vor. Entdecke in Dir die vielen Möglichkeiten, Dir selbst die Lösung zu «erzählen».
  • Definiere einen Annäherungsfokus: Beschreibe was Du willst und formuliere nicht das, was Du nicht willst. Damit wirst Du Dich in die Lage «hin-zum-Ziel» versetzen und nicht in die Situation «weg-vom-Ziel».
  • Denke mutig auch immer wieder «out of the box». Sprenge die Grenzen, die vielleicht nur in Deinem Kopf sind.
  • Wage scheinbar Unmögliches, lege Dir selbst keine Begrenzungen auf.
  • Formuliere deutlich: Ich werde «es tun» anstatt ich werde «es probieren».

Selbstregulation und Selbstfürsorge

  • Suche Dir sehr zielgerichtet Deine Energiequellen und entspanne Dich tief und bewusst.
  • Tue Dir ganz bewusst Gutes und beschreibe genau, was das sein kann und wo Du das bekommen könntest.
  • Gehe achtsam mit Dir und dem Umfeld um. Frage auch mal ganz direkt andere was ihnen Freude bereitet. Vielleicht kommen damit neue Ideen auf Dich zu.
  • Setze Deine Energie bewusst ein und etabliere für Dich ein Stoppzeichen, damit Du bemerkst, wenn es zu viel wird.
  • Identifiziere die Energiefresser in Deinem Umfeld, löse Dich davon und setze alltagstaugliche Entspannungstechniken ein.

Selbstverantwortung und Gestaltungskraft

  • Nutze Deinen eigenen Gestaltungsspielraum, definiere den Rahmen und gehe in allem möglichst proaktiv vor. Warte nicht ab.
  • Wirf jeden Tag etwas weg, das Du nicht mehr brauchst. Ehrlich, da findet sich immer etwas, was eigentlich nur belastet.
  • Gehe ganz bewusst vor und plane immer wieder Deine nächsten Schritte, aber lege Dich nicht zu fest. Bleib flexibel.
  • Formuliere Deine Angebote und überlege genau, wo und wem Du Deine Angebote vorlegen willst und was Du als Antwort darauf erwartest.
  • Nimm Dir den Spruch „Das Glück liegt in meinen Händen“ als Motto zu Herzen.
  • Triff Entscheidungen und werde selbst aktiv. Agiere statt zu reagieren und beeinflusse so Deine Arbeits- und Lebensumstände.

Beziehungs- und Netzwerkpflege

  • Erkenne und pflege nutzvolle, unterstützende Beziehungen und trenne Dich von energieraubenden Beziehungen.
  • Such Dir Vorbilder und Menschen mit Vorbildfunktion und nimm mit Ihnen Kontakt auf. Finde so Gesprächspartner für Deine Ziele.
  • Baue Dir ganz bewusst ein eigenes Netzwerk aus und gib selbst anderen Unterstützung. Und vor allem nimm auch selbst Hilfe an.
  • Lerne andere um Hilfe zu bitten, wenn Du an eigene Grenzen stösst oder neues Terrain betrittst.
  • Such den Austausch mit Gleichgesinnten und dokumentiere Dein Netzwerk, damit Du immer wieder den Zugang findest.

Zukunftsgestaltung, Visionen und Werte

  • Achte darauf, dass Du Deine Prioritäten immer so setzt, dass sie von Deinen zentralen Werten geleitet sind.
  • Finde Dein eigenes Lebensmotto, auch auf der Basis Deiner eigenen Werte.
  • Gib Dir aus einer positiven Zukunfts-Sicht heraus selbst Empfehlungen und Rat für Deine heutige Situation und visualisiere Deine Wunschbilder.
  • Lern zu planen und gleichzeitig flexibel zu bleiben. Auch wenn Du Ziele und Meilensteine festlegst kann es immer mal anders kommen. Plan diese Abweichungen ein und begrüss diese als Lernfelder.
  • Deine persönliche Vision und Leitidee wirkt motivierend und anziehend und Deine individuellen Werte streben nach Verwirklichung in der Lebensgestaltung. Es kann sinnvoll sein, sich von alten, fremden oder nicht mehr tauglichen Zielen zu trennen.

Ganz unabhängig vom dem, was Dich umgibt, kannst Du auf Deine ganz persönliche Resilienz zurückgreifen. Dafür ist es sinnvoll, dass Du Dir Dein eigenes Denken bewusst machst.

Stell dir diese Fragen:

«Was denke ich über mich und meine Zukunft?»

«Welche Werte bestimmen mein Leben derzeit und wonach möchte ich in Zukunft mein Leben ausrichten?»

«Was bringe ich an Erfahrungen, Erlebnissen und Wissen mit?»

Die Beschäftigung mit diesen Fragen und die Antworten stärken in Dir das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Die innere Überzeugung, dass am Ende alles gut wird, ist eben auch die Überzeugung, für schwierige Situationen gerüstet zu sein und sie meistern zu können.

Selbstwirksamkeit ist damit einerseits eine wichtige Grundlage und andererseits auch ein Resultat von Resilienz. Der feste Glaube an die eigenen Fähigkeiten trägt bereits einen Grossteil dazu bei, Krisen, Schwierigkeiten und Veränderungen tatsächlich unbeschadet zu meistern.

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