Die Erkenntnis kommt meist sehr schnell. Bereits in den ersten Wochen wird klar: Ich bin im falschen Job angekommen. Das unwohle Gefühl mischt sich mit der Hoffnung, dass sich der Arbeitsalltag doch noch ganz anders und positiv entwickeln könnte.

Die Gedanken drehen sich ständig um das Arbeitsklima und die Abweichungen von den eigenen Vorstellungen. Es ist rasch klar, am falschen Ort zu sein, wenn die Wertschätzung unter den Kolleginnen und Kollegen fehlt und es keine Möglichkeit gibt, ein Gespräch darüber zu führen. So ist der Einstieg in eine neue Stelle hart, demotivierend und ermüdend. Wenn dann auch noch die Arbeitsinhalte nicht dem entsprechen, was im Bewerbungsgespräch angekündigt wurde, gilt es zu handeln. Auch die ständige Kritik am eigenen Entscheid für die Stelle führt früher oder später zur inneren Kündigung.
Abwägen vor dem Entscheid

Oft gibt es nicht nur das «Entweder-oder». Es könnte ein Kompromiss sein, sich Zeit zu geben und die einzelnen Aspekte noch zwei bis drei weitere Wochen zu beobachten. Das aber auf jeden Fall verbunden mit Gesprächen, Hinweisen und Fragen. Das heisst, intern bei geeigneter Stelle darauf hinweisen, dass in den ersten Tagen nicht alles so läuft, wie man sich das vorgestellt hat. Nicht warten, bis die vereinbarte Probezeit abgelaufen ist. Vorher handeln und sich auch nicht scheuen, Vorschläge zur Verbesserung zu unterbreiten. Dazu ehrlich mit sich selbst sein, Bilanz ziehen und ein «Für-und-Wider» abwägen.
Zugegeben, wenn der Chef das Problem ist, wird es natürlich schwieriger, Verbesserungen zu erwirken, doch auch das kann möglich werden. Wer sich im Bewerbungsgespräch selbstbewusst und aktiv gezeigt hat, darf das dann genauso auch anschliessend zeigen. Es geht immer darum, dass eine Stelle für beide passt. Mitarbeitende wollen eine Umgebung antreffen, in der sie sich am besten entfalten können, und für das Unternehmen ist es wichtig, dass die besten Leistungen abgerufen werden können.

Es ist immer der beste Rat, das Gespräch zu suchen. Ohne Vorwürfe und Schuldzuweisungen die eigene Haltung und offen die Probleme erklären und dabei die Gesprächspartner nicht in eine Ecke drängen. So kann im besten Fall eine gemeinsame Lösung gefunden werden.
Wenn es sich dann doch zeigt, dass der Schritt der Kündigung der richtige ist, die Initiative ergreifen. Wer während der Probezeit selbst kündigt, ist in der besseren Situation. Zu einer Kündigung ohne neue Stelle ist zwar grundsätzlich nicht zu raten, aber unter Umständen ist das die bessere Option.

Fehleinstellungen sind ein Risiko
Für die Firmen und Organisationen sind die Konsequenzen oft gravierend. Sie wollen möglichst verhindern, dass die Erwartungen der Mitarbeitenden nicht erfüllt werden. Dem Risiko der Fehleinstellungen wollen alle nach Möglichkeit ausweichen. Es ist auch kein «gutes Zeichen» nach innen wie auch nach aussen, wenn neue Mitarbeitende nach kurzer Zeit schon gehen. Dennoch kommen solche Fehlentscheide im Einstellungsprozess gar nicht so selten vor. Heute wirkt sich die Einstellung der falschen Mitarbeitenden viel stärker auf den Unternehmenserfolg aus, als es früher der Fall war. Neben hohen Produktivitätseinbussen und erneuten Recruiting-Kosten gehen damit oft auch Motivationsverluste in der Organisation einher. Das sind nicht gewollte Folgen aus dem Rückzug der gerade erst eingestellten Mitarbeitenden.
Laut einer aktuellen Arbeitsmarktstudie von Robert Half haben in der Schweiz 50 Prozent der befragten Führungskräfte in den vergangenen zwölf Monaten Personal eingestellt, das sich später als Fehlbesetzung herausgestellt hat.
Von den Befragten sehen über 70 Prozent solche Fehleinstellungen noch kritischer als vor einem Jahr. Die Auswirkungen werden vor dem Hintergrund der gestiegenen Personalknappheit in einigen Branchen als schwerwiegend und sehr hinderlich beurteilt.
In der Studie äussern sich ein Viertel der Befragten dahingehend, dass sie aufgrund der hohen Fehlbesetzungsquote nun die Bewerbenden sorgfältiger prüfen als vorher und optimierte Bewerbungsprozesse eingeführt haben. Interessant ist auch die vermehrte Tendenz, Zeitarbeitskräfte einzustellen, die später übernommen werden können. Das haben über 15 Prozent der Befragten geäussert.

Den Ausstieg gut planen
Und was ist wichtig für die Mitarbeitenden, die sich entschlossen haben zu gehen? Sie sollten die Gründe der Kündigung auch für andere klar und verständlich formulieren. Egal, ob die kurze Zeit der Anstellung im CV stehen soll oder nicht. Ohne Groll und ohne Klagen die Fakten zusammentragen und auflisten.
Worin liegt die Ursache für den Irrtum bei der Stelle? Was war mir wichtig und was ging an der jetzigen Stelle schief oder hat gefehlt?
Die Beantwortung dieser Fragen hilft, um gute Formulierungen zu finden.

  1. Warum habe ich den Job ursprünglich angenommen?
  2. Wurde im Bewerbungsgespräch zu viel versprochen?
  3. War ich aufmerksam genug und habe die richtigen Fragen gestellt?
  4. Habe ich naiv reagiert oder wurde ich schlecht informiert?
  5. Habe ich mich auf meine Vorstellungen und «Hörensagen» verlassen?
  6. Waren ich oder das Unternehmen zeitlich unter Druck?
  7. Ist der Branchenwechsel oder das neue Berufsbild der Grund?
  8. Waren meine Erwartungen realistisch und klar genug formuliert?
  9. Welche Fragen muss ich stellen, um die nächste Fehlentscheidung zu vermeiden?

Die Antworten auf diese Fragen sind eine gute Vorbereitung für das nächste Bewerbungsgespräch und helfen, aus der Vergangenheit zu lernen und Fehlentscheide zukünftig möglichst zu vermeiden.
Unser Tipp: Mit sich selbst nicht zu hart ins Gericht gehen. Auf dem Papier erscheint so manche Stelle genau die Richtige zu sein. Was auch immer der Grund ist, warum der Entscheid für die Stelle rückgängig gemacht werden muss, wenn die Ursachen nicht zu verändern sind, ist der Weg raus und rein in eine andere Stelle der Beste.

Mit den Antworten der Liste oben werden die Formulierungen immer klarer, woran es gescheitert ist. Daraus formen sich dann die Fragen im nächsten Vorstellungsgespräch. Wer einmal die Erfahrung gemacht hat, eine falsche Stelle angenommen zu haben, wird aufmerksamer und stellt selbst viel mehr Fragen im Bewerbungsinterview an das Unternehmen. Dabei viel Erfolg.

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