Vor vier Jahren führte die Corona-Pandemie nicht nur in der Schweiz zum Durchbruch des Homeoffice. Vier Jahre später ist die Umstellung nicht in allen Unternehmen konsequent weitergeführt. Wie nachhaltig die Umstellung in der Schweiz ist, zeigt eine neue Befragung von XING.
Die Umfrage zeigt, dass Homeoffice-Möglichkeiten für viele Arbeitnehmende eine bedeutende Rolle spielen. Trotz dieser Bedeutung zeigen die Ergebnisse allerdings auch, dass seitens der Arbeitgebenden immer mehr Einschränkungen gemacht werden.
Die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, erhöht die Attraktivität eines/einer Arbeitgebenden. Die Befragung zeigt jedoch auch, dass dies nicht das wichtigste Kriterium bei der Jobwahl ist. Andere Faktoren wie eine schlechte Führungskultur oder finanzielle Schwierigkeiten des Unternehmens werden von den Arbeitnehmenden als gravierendere Ausschlusskriterien betrachtet.
Homeoffice-Nutzung und Anwesenheitspflicht
Vier von zehn Befragten (40%) geben an, die Möglichkeit zu haben, zumindest zeitweise von zu Hause aus zu arbeiten. Bei 20% besteht eine generelle Anwesenheitspflicht, während 35% einer Tätigkeit nachgehen, die nur vor Ort ausgeübt werden kann. Männer arbeiten mit 50% häufiger von zu Hause aus als Frauen, bei denen dieser Anteil nur 29% beträgt.
Einschränkungen und Zukunft der Homeoffice-Möglichkeiten
Von den Befragten, die zumindest zeitweise von zu Hause aus arbeiten können, berichten 26%, dass ihr:e Arbeitgeber:in die Homeoffice-Möglichkeiten bereits eingeschränkt hat. Weitere 19% befürchten, dass eine Einschränkung bevorsteht. Rund die Hälfte (52%) glaubt jedoch, dass ihr Unternehmen die aktuellen Homeoffice-Möglichkeiten beibehalten wird.
Attraktivität des/der Arbeitgebenden und Wechselbereitschaft
41% der Befragten geben an, dass die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, eine:n Arbeitgeber:in attraktiver macht. Für rund ein Fünftel (21%) der Befragten, die aktuell nicht von zu Hause aus arbeiten können, wäre dies ein Grund, den/die Arbeitgeber:in zu wechseln. Allerdings ist die fehlende Homeoffice-Möglichkeit nur für wenige ein Killerkriterium bei der Jobsuche. Während 45% trotz Aussicht auf höhere Bezahlung von einer Bewerbung absehen, wenn der Standort eines Unternehmens nicht passt, schrecken fehlende Homeoffice- oder Remote-Arbeitsmöglichkeiten nur 21% ab. Eine schlechte Führungskultur, schlechte Erfahrungen mit dem/der Arbeitgeber:in im Bekanntenkreis, finanzielle Schwierigkeiten des Unternehmens oder ein schlechtes Unternehmensimage sind allesamt wichtigere Ausschlusskriterien als die fehlende Homeoffice-Möglichkeit.
Produktivität im Homeoffice
Den Effekt von Homeoffice auf die Produktivität bewerten die Befragten, die zumindest zeitweise von zu Hause aus arbeiten können, überwiegend positiv. 21% schätzen ihre eigene Arbeitsleistung im Homeoffice deutlich höher ein, 27% etwas höher. 9% meinen, im Homeoffice etwas weniger zu leisten, und 4% geben an, dass ihre Arbeitsleistung zu Hause deutlich geringer sei.
Insgesamt zeigt die Umfrage, dass Homeoffice-Möglichkeiten ein wichtiger Faktor für die Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeitenden sind, auch wenn sie nicht das allein entscheidende Kriterium bei der Wahl eines Arbeitgebers darstellen.
Kein Recht auf Homeoffice in der Schweiz
Am 8. Mai 2024 legte der Bundesrat einen Bericht über neue Arbeitsformen wie Homeoffice und Hybrid Work vor. Der Bericht beleuchtet sowohl die Chancen als auch die Risiken dieser Modelle. Ein „Recht auf Homeoffice“ festzuhalten, ist für den Bundesrat kein sinnvoller Schritt.
Der Nationalrat hatte den Bundesrat 2020 beauftragt, die Auswirkungen neuer Arbeitsformen auf die Infrastrukturen zu untersuchen und einen Bericht vorzulegen, um die positiven Effekte auf die Gemeinschaft zu fördern, wie es auf dem Portal der Regierung heisst.
Hier geht es zum Bericht des Bundesrates.
Netzwerk Kadertraining meint dazu:
Unsere Erfahrungen zeigen, dass eine gut durchdachte Umsetzung von Homeoffice und hybriden Arbeitsmodellen erheblich zur Mitarbeitendenzufriedenheit und -bindung beiträgt.
Unternehmen, die flexible Arbeitsbedingungen anbieten, sind oft attraktiver für Fach- und Führungskräfte, die einen Stellenwechsel anstreben und natürlich auch für die bestehenden Mitarbeitenden. Dabei ist es wichtig, dass die Unternehmen aufzeigen, dass diese Flexibilität durch klare Strukturen und eine unterstützende Unternehmenskultur begleitet wird.
Wir sind überzeugt, dass die Zukunft der Arbeit in einer ausgewogenen Mischung aus Präsenz- und Homeoffice liegt. Durch die kontinuierliche Anpassung und Verbesserung dieser Modelle kann eine produktive, zufriedenstellende und nachhaltige Arbeitsumgebung geschaffen werden.
Damit wird sowohl den Bedürfnissen der Mitarbeitenden als auch den Anforderungen der Unternehmen Rechnung getragen und eine Grundlage für nachhaltigen Erfolg und Zufriedenheit auf beiden Seiten geschaffen.