Die neuesten Arbeitsmarktstudien, wie der XING Future Work Report 2025, zeichnen ein Bild der Arbeitswelt von morgen: flexibler, digitaler, vernetzter und menschlicher. Doch während diese Entwicklungen faszinierende Möglichkeiten eröffnen, gilt auch: Nicht jedes Unternehmen, nicht jede Branche und nicht jede Region wird diese Trends in gleicher Weise erleben.

Besonders in der Schweiz, wo KMU über 99% der Unternehmen ausmachen, wird sich die Zukunft der Arbeit oft anders entfalten als in grossen Konzernen oder Tech-Start-ups. Während multinationale Unternehmen bereits stark auf Automatisierung, KI und hybride Arbeitsmodelle setzen, bleibt der Wandel in vielen traditionellen Branchen – vom Handwerk bis zur Gastronomie – moderater.

Doch mit den Erkenntnissen der Studie eröffnen sich für hochqualifizierte Stellensuchende in der Schweiz neue Chancen und Herausforderungen, die man kennen muss, um aktuell die Bewerbungsstrategien anzupassen.

  1. Automatisierungs-Shift: Repetitive Aufgaben werden zunehmend von Künstlicher Intelligenz (KI) übernommen. Dies führt nicht zum Wegfall von Jobs, sondern zu einer Verlagerung der Tätigkeiten. Besonders in Niedriglohnsektoren wird Upskilling essenziell, und es entstehen neue Berufe wie „Gamification-Rehabilitators“, die Mitarbeitende zur Arbeit motivieren.
  2. Technisches Know-When: Unternehmen benötigen nicht nur technisches Wissen, sondern auch das Verständnis, wann und wie KI implementiert werden sollte. Führungskräfte setzen frühzeitig Leitplanken und schaffen Sicherheit für Mitarbeitende bei der Einführung von KI.
  3. Transitional Skills: Führungskräfte agieren zunehmend als Coaches, fördern die Resilienz ihrer Teams und treiben empathisch positive Veränderungen voran. Die Balance zwischen Innovation, Unternehmenskultur und täglicher Produktivität wird durch „Cultural-Evolution-Leads“ sichergestellt.
  4. Beyond Diversity: Inklusion wird als Wettbewerbsvorteil erkannt. Unterschiede in Denk- und Arbeitsweisen, insbesondere bei neurodivergenten Personen, werden als Chance gesehen. Ein Beispiel hierfür ist das „Autism at Work“-Projekt der Bank JPMorgan Chase.
  5. Net-Work-Force: Flexible Arbeitsmodelle wie Job-Sharing, Freelancing und projektbasierte Arbeit ermöglichen es, schnell hochqualifizierte Partner:innen für spezifische Aufgaben zu finden.
  6. KI als Co-Worker: Bis 2040 wird KI ein festes Teammitglied sein und repetitive Büroaufgaben übernehmen. Die dadurch freiwerdenden Ressourcen fliessen in die Weiterbildung von Mitarbeitenden oder die Entwicklung neuer Tools.
  7. Bewusste Hybridität: Unternehmen nutzen Flexibilität, Zeitsouveränität und die Förderung eines gesunden Lebensstils als Instrumente zur Mitarbeiterbindung.
  8. Form Follows Flow: Arbeitsumgebungen werden dynamisch gestaltet, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Mitarbeitenden gerecht zu werden.
  9. The More-Than-Office: Büros entwickeln sich zu multifunktionalen Räumen, die sowohl Arbeit als auch Freizeitaktivitäten integrieren.
  10. Dislocated Recruiting: Die Rekrutierung erfolgt ortsunabhängig, wodurch Unternehmen auf einen globalen Talentpool zugreifen können.
  11. Holistic Human Relations (HHR): Ein ganzheitlicher Ansatz in der Personalentwicklung berücksichtigt sowohl berufliche als auch persönliche Bedürfnisse der Mitarbeitenden.
  12. Der Sinn-Shift: Der Fokus verschiebt sich von rein finanziellen Anreizen hin zu sinnstiftender Arbeit, die persönliche Erfüllung bietet.
  13. Fluides Polywork: Mitarbeitende übernehmen multiple Rollen und Projekte gleichzeitig, was zu einer vielseitigeren Berufserfahrung führt.

Einige der genannten Trends werden sich klarer durchsetzen, während andere eher Nischenentwicklungen bleiben. Drei Differenzierungen sind besonders wichtig:

Branchenabhängigkeit:

  • In Tech, Pharma und Finanzen sind Automatisierung und digitale Prozesse bereits tief verankert.
  • Im Handwerk, Baugewerbe oder der Gastronomie bleibt physische Präsenz entscheidend – dort sind Automatisierungspotenziale begrenzter.

Unternehmensgrösse und Struktur:

  • Start-ups und innovative Mittelständler werden flexibler auf neue Arbeitsmodelle umstellen.
  • Klassische KMU mit stabilen Geschäftsmodellen werden vorsichtiger agieren, um Risiken zu minimieren.

Regionale Unterschiede:

  • Städtische Unternehmen können eher von hybrider Arbeit und Co-Working profitieren.
  • In ländlichen Gebieten, wo Nähe zu Kunden und handwerkliche Dienstleistungen zentral sind, bleibt die klassische Arbeitsstruktur oftmals bestehen.

Bedeutung für hochqualifizierte Stellensuchende in der Schweiz

Für Fachkräfte in der Schweiz bedeuten diese Trends, dass Flexibilität, kontinuierliche Weiterbildung und die Bereitschaft zur Anpassung an neue Technologien entscheidend sein werden. Die Fähigkeit, in diversen Teams zu arbeiten und unterschiedliche Rollen zu übernehmen, wird zunehmend gefragt sein. Zudem gewinnen soziale Kompetenzen und die Fähigkeit, Veränderungen proaktiv zu gestalten, an Bedeutung.

Tipps für die Umsetzung in Bewerbungen

Hervorhebung von Anpassungsfähigkeit: Betone in Deinem Lebenslauf und Anschreiben DeineFähigkeit, sich schnell in neue Technologien und Arbeitsmethoden einzuarbeiten.

Nachweis von kontinuierlicher Weiterbildung: Liste absolvierte Fortbildungen und Zertifikate auf, die Deine Bereitschaft zur stetigen Weiterentwicklung unterstreichen.

Betonung von Soft Skills: Führe Beispiele an, die Deine Kommunikationsfähigkeiten, Teamarbeit und Führungsqualitäten demonstrieren.

Flexibilität aufzeigen: Signalisiere Deine Offenheit für verschiedene Arbeitsmodelle, sei es Remote-Arbeit, flexible Arbeitszeiten oder projektbasierte Tätigkeiten.

Interkulturelle Kompetenz: In einer global vernetzten Arbeitswelt ist die Fähigkeit, mit Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe effektiv zusammenzuarbeiten, von Vorteil.

Ja, die Arbeitswelt verändert sich. Aber nicht alles wird sich für jede Branche und jedes Unternehmen radikal ändern. Wer sich mit den Trends auseinandersetzt, kann gezielt jene Elemente integrieren, die für den eigenen Karriereweg Sinn ergeben. Die Zukunft der Arbeit ist nicht einheitlich – sie ist so vielfältig wie die Menschen, die die Arbeit vollbringen.

Hochqualifizierte Fachkräfte in der Schweiz haben die Chance, den Wandel der Arbeitswelt aktiv mitzugestalten, indem Sie die genannten Trends berücksichtigen und ihre Bewerbungsstrategien entsprechend anpassen. So können Sie ihre Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt erhöhen und ihre Karriere erfolgreich vorantreiben.

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