New Work und Transformation

In fast allen Unternehmen und Branchen wird die „Digitale Transformation“ als eine der grössten Herausforderungen in der Zukunft genannt.

Beispielhaft werden die disruptiven Geschäftsmodelle von Uber und AirBnB gezeigt, die ganze Branchen so grundsätzlich verändern, dass kein Stein mehr auf dem anderen bleibt. Doch nicht alle Unternehmen wollen ihre bestehenden Geschäftsmodelle zerstören und diese dann mit neuen Modellen ersetzen.

Vermehrt stellen sich die Unternehmen der wichtigen Frage, wie es gelingen kann, eine anregende, kreative und herausfordernde Innovationskultur zu etablieren. Sie suchen nach Antworten, welche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, damit Mitarbeitende genügend motiviert sind, neuartige Ideen, Prozesse oder Produkte zu entwickeln, und in einer Netzwerkstruktur erfolgreich zusammenarbeiten.

Wie gelingt Transformation?

Die Suche nach modernen Organisationsformen setzt den Fokus auf ein hohes Eigenverantwortungsbewusstsein bei den Mitarbeitenden und auf ein ebenso hohes Mass an Vertrauen durch ihre Vorgesetzten. Oder gar auf eine so starke Vertrauenskultur, die es zulässt, dass sich die Hierarchien auflösen.

Es taucht unweigerlich die Frage auf, ob für das Gelingen einer solchen Transformation als erstes und zwingend die notwendigen technischen Voraussetzungen geschaffen werden müssen. Oder ob es die bessere Variante ist, erst die Kultur für den Wandel zu schaffen.

Streng hierarchische Strukturen, die in Unternehmen so lange erfolgreich gelebt wurden, gaben Stabilität und Richtung. Das bewährt sich heute in vielen Unternehmensteilen oder ganzen Unternehmenssystemen nicht mehr. Das Prinzip der Führungskraft an der Spitze, die über die Geschicke aller Mitarbeiter entscheidet, hat schon lange seine Strahlkraft verloren.

Die Menschen in den Unternehmen sind in einem immer höheren Mass gut ausgebildet, es muss ihnen nicht alles vorgegeben oder gar befohlen werden. Sie sind bereit, Arbeit neu zu denken.

Wie wird neues Denken gefördert?

Den neuen Herausforderungen zu begegnen heisst nicht, Abteilungen um- oder neu zu strukturieren. Neues Denken muss zugelassen werden und es muss die Frage beantwortet werden, wie wir die Menschen dazu bringen, in Netzwerkstrukturen zu denken und über alle Abteilungsgrenzen hinaus zusammenzuarbeiten.

Es gab in der Vergangenheit schon erfolgreiche Unternehmen, bei denen die Mitarbeitenden selbstbestimmt mitentscheiden konnten. Heute stellt uns die Digitalisierung die Tools zur Verfügung, mit denen dieses neue Prinzip viel besser in den Arbeitsalltag integriert werden kann. Die sozialen Netzwerke und digitalen Kommunikations- und agilen Arbeitstools ermöglichen und fördern eine ganz neue Form der vernetzten Zusammenarbeit.

Das radikale neue Vor-Denken einer neuen Form der Zusammenarbeit einerseits und das konsequente Sammeln und Aufbauen von Wissen über die technischen Möglichkeiten andererseits sind die notwendigen Treiber des Transformationsprozesses.

Wie dann die Transformation für das einzelne Unternehmen gelingt, ist so verschieden wie das Unternehmen selbst. Es gibt viele Hinweise auf best practice und gelungene Wege. Doch jedes Unternehmen wird in langwierigen Abstimmungs- und Kommunikationsprozessen den eigenen Weg finden. Das klingt bisweilen nicht sehr agil, doch lassen wir uns nicht täuschen, diese Abstimmungsprozesse und Vernetzungen sind Wesensmerkmale der neuen Arbeitswelt.

Wie transformiert die Schweiz?

In einer gemeinsamen Studie zum Wandel von Organisationen in der Schweiz «Top-Management zwischen Digitalisierung und Arbeitswelt 4.0» legen Farner Consulting und die Universität St. Gallen eine Abgrenzung der Begriffe Digitalisierung und New Work Transformation vor.

Mit dem Begriff Digitalisierung bzw. digitale Transformation wird der grundlegende Wandel von Prozessen, Produkten, Dienstleistungen oder kompletter Geschäftsmodelle unter Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien beschrieben.

Unter dem Begriff New Work Transformation werden alle Formen der umfassenden Entwicklung weg von hierarchischen hin zu netzwerkartigen Formen der Zusammenarbeit in der Arbeitswelt 4.0 subsumiert.

Eine überraschende und zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass die New Work Transformation die erfolgreiche Digitalisierung von Unternehmen antreibt – aber nicht umgekehrt. Unternehmen, die keine Arbeitskultur 4.0 und Befähigung zu neuen Arbeitsformen etablieren, laufen Gefahr, mit ihren Digitalisierungsstrategien zu scheitern.

Die Top-Führungs-Prinzipien der New Work Transformation, empfohlen in der genannten Studie:

  • Entwicklung einer New-Work-Philosophie
  • Setzen konkreter Themenschwerpunkte
  • Gebündeltes Handeln im Netzwerk mit starken Gruppen
  • Top Management als Vorbild im Wandel
  • Prototyping, Experimentieren und Mut zum Scheitern etablieren
  • Entwicklung einer Arbeitskultur 4.0 – neue Führung + tradierte Werte
  • Mitarbeitende im Wandel aktiv involvieren

Diese Anregungen und das Digitale Manifest für die Schweiz von digitalswitzerland sind auch für Netzwerk Kadertraining die Richtschnur im jetzt eingeschlagenen Weg in der New Work Transformation. Wir wollen weg von starren Arbeitsmodellen, Anwesenheitspflicht im Büro und Hierarchiedenken. Damit wollen wir erreichen, dass die motivierten Mitarbeitenden bei uns bleiben, und das Wissen über innovative Prozesse, Digitalisierung und agiles Projektmanagement im Unternehmen gehalten werden kann.

Ulrike Clasen, Netzwerk Kadertraining

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