Die AXA KMU-Arbeitsmarktstudie 2024, durchgeführt bei 300 Schweizer KMU in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz durch das Forschungsinstitut Sotomo, zeigt, dass Schweizer KMU trotz einer leichten Entspannung des Arbeitsmarktes weiterhin vor grossen Herausforderungen stehen.
Herausforderungen und Strategien für Schweizer KMU im Arbeitsmarkt 2024
Die aktuelle Arbeitsmarktsituation stellt Schweizer KMU vor enorme Herausforderungen. Trotz einer leichten Abkühlung des Arbeitsmarktes bleibt die Rekrutierung qualifizierter Arbeitskräfte das drängendste Problem. Über die Hälfte der KMU kämpft weiterhin mit der Besetzung offener Stellen, wobei vor allem das Baugewerbe und das Gesundheitswesen betroffen sind.
Um im Wettbewerb um Talente mitzuhalten, setzen viele Unternehmen auf flexible Arbeitsmodelle wie Teilzeit oder Homeoffice. Diese Massnahmen sollen den gestiegenen Erwartungen der Mitarbeitenden gerecht werden, da immer mehr von ihnen Lohn- und Arbeitszeitforderungen stellen. Insbesondere der anhaltende Fachkräftemangel verändert das Kräfteverhältnis auf dem Arbeitsmarkt zugunsten der Arbeitnehmenden.
Generationen stellen verschiedene Ansprüche an Arbeitgebende
Eine interessante Beobachtung ist die Rolle der Generationen Y und Z. Entgegen der öffentlichen Meinung, dass diese Generationen besonders anspruchsvoll sind, zeigt die Studie, dass ältere Mitarbeitende sogar höhere Erwartungen an ihre Arbeitgebende haben. Dennoch werden junge Mitarbeitende oft als weniger loyal und weniger leistungsbereit wahrgenommen, was die Herausforderung für KMU weiter verschärft.
Ein weiteres Problem zeigt sich bei der Ausbildung: Nur 40 % der KMU bieten Lehrstellen an, obwohl die Berufsbildung als Erfolgsmodell gilt. Besonders im produzierenden Gewerbe, wo mehr Lehrstellen angeboten werden, kämpfen Unternehmen mit der Besetzung dieser Stellen. Die Gründe hierfür liegen oft in der wahrgenommenen geringeren Attraktivität dieser Berufe.
Mit Benefits und flexiblen Arbeitszeiten gegen den Fachkräftemangel
Trotz des Fachkräftemangels investieren viele KMU in zusätzliche Benefits und Lohnerhöhungen, um Mitarbeitende zu binden. Auch die Einführung von flexiblen Arbeitszeitmodellen wird weiter vorangetrieben, um den Bedürfnissen aller Altersgruppen gerecht zu werden.
Insgesamt zeigt die Studie, dass KMU zunehmend auf Eigeninitiative setzen müssen, um dem Arbeitskräftemangel zu begegnen und die Prinzipien von „New Work“ umzusetzen. Dies erfordert jedoch nicht nur Anpassungen bei den Arbeitsbedingungen, sondern auch ein Umdenken hinsichtlich der Ausbildung und Mitarbeiterbindung.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die öffentliche Wahrnehmung der jüngeren Generationen nur bedingt mit der Realität übereinstimmt und dass sowohl materielle als auch immaterielle Aspekte wie Wertschätzung und Teamgeist in allen Altersgruppen eine wichtige Rolle spielen. Für KMU bedeutet dies, dass sie flexibel und innovativ bleiben müssen, um langfristig erfolgreich zu sein.
Hier die 15 zentralen Erkenntnisse aus der Studie
- Rekrutierung bleibt die grösste Herausforderung für KMU.
- Über 51 % der KMU haben Schwierigkeiten, Stellen zu besetzen.
- Nur 40 % der KMU bilden Lernende aus.
- Teilzeit und flexible Arbeitsmodelle werden verstärkt eingesetzt.
- Lohn- und Arbeitszeitforderungen nehmen zu.
- Generationen Y und Z stellen weniger Ansprüche als gedacht.
- Älter Mitarbeitende legen mehr Wert auf immaterielle Aspekte.
- Produzierendes Gewerbe bietet mehr Lehrstellen, hat aber Schwierigkeiten, diese zu besetzen.
- Jüngere Mitarbeitende werden als weniger loyal und leistungsbereit wahrgenommen.
- Psychische Erkrankungen betreffen häufiger 31- bis 50-Jährige.
- 32 % der KMU erhöhen Löhne, um Mitarbeitende zu halten.
- 48 % der KMU bieten mehr Teilzeitstellen an.
- Homeoffice und Vertrauensarbeitszeit werden populärer.
- Lehrstellen im produzierenden Sektor gelten als weniger attraktiv.
- Die öffentliche Wahrnehmung der jungen Generationen stimmt nur teilweise mit den Ergebnissen überein.
Netzwerk Kadertraining meint dazu:
Diese Erkenntnisse verdeutlichen die unterschiedlichen Erwartungen und Wahrnehmungen zwischen den Generationen im Arbeitsumfeld. Gleichzeitig können sie aber auch für Stellensuchende und Personen, die einen Wechsel ihrer Stelle planen, hilfreich sein. Das Wissen aus der Arbeitsmarktstudie hilft dabei, die eigene Bewerbung besser zu positionieren und auf die aktuellen Bedürfnisse der KMU einzugehen.
Der anhaltende Arbeitskräftemangel bietet gute Chancen für Bewerbende. Viele KMU haben nach wie vor Schwierigkeiten, ihre offenen Stellen zu besetzen. Auch bei den Lohnforderungen und Arbeitszeitwünschen haben Bewerberinnen und Bewerber einen grösseren Verhandlungsspielraum. Teilzeitarbeit und flexible Arbeitsmodelle werden immer wieder im Bewerbungsgespräch ein Thema sein. Bewerbende sollten betonen, wie das zu einer Work-Life-Balance beitragen kann und sie leistungsfähig bleiben lässt.
Letztendlich ist es auch wichtig, die Generationenklischees zu hinterfragen. Bewerbende sollten ihre Loyalität und Leistungsbereitschaft betonen, insbesondere wenn sie jünger sind.
Hier noch ein Wort zum generationenübergreifenden Arbeiten. Um die Zusammenarbeit untereinander erfolgreich zu gestalten, ist mehr als der Einsatz von modernen Kommunikationstools notwendig.
Offene Kommunikation, regelmässige Feedback-Runden und das Bewusstsein für unterschiedliche Arbeitsstile sind entscheidend. Unternehmen sollten bereit sein, geeignete intergenerationelle Instrumente und Gefässe einzuführen, um Wissen und Erfahrungen zwischen den Generationen auszutauschen.
Workshops und Schulungen zur Sensibilisierung für die jeweiligen Stärken und Bedürfnisse der verschiedenen Altersgruppen können ebenfalls dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden. Alles ist willkommen, was dazu verhilft, eine inklusive und produktive Arbeitskultur zu schaffen.