Das Sowohl-als-auch-Prinzip: Resilienz: Mit Sicherheit stark durch die Krise
von Ella Gabriele Amann und Frank Alkenbrecher

Das Interview zum Buch:

Die neue Arbeitswelt wird als die unberechenbare, unsichere, komplexe und mehrdeutige VUCA-Welt beschrieben.

Das ganz persönliche Improvisationstalent ist gefordert und Führungskräfte und Mitarbeiter müssen in Echtzeit aus Veränderungsprozessen lernen. Sie begegnen vermehrt unbe- bekannten Situationen und müssen Krisen bewältigen

Wir alle waren es gewohnt, in einer stabilen, sicheren, einfachen und eindeutigen SSEE-World zu arbeiten und brauchen umsetzbare Strategien für die neuen Herausforderungen.

Im Buch beschreiben Ella Gabriele Amann und Frank Alkenbrecher, wie es mit dem Sowohl-als-auch-Prinzip gelingt, die tägliche Balance zwischen den Anforderungen der neuen VUCA-World und der guten alten SSEE-World wiederherzustellen und damit Stress, Überforderung, Konflikten und psychischen Belastungen vorzubeugen.

Frau Amann, wie entstand die Idee für dieses Buch?

Das Buch ist im Rahmen der Konferenz des Applied Improvisation Network (AIN) 2013 in Berlin entstanden. Dort trafen sich mehr als 250 interessierte Menschen aus 28 Ländern zum Thema VUCA-Welt und Führung. Wir waren einerseits Veranstalter mit der Impro-live-akademie und stellten gleichzeitig dort unser Konzept vor. Der neue Gedanke war, in unsicheren Zeiten Sicherheit zu schaffen. Dafür entwickelten wir das Akronym SSEE World, dass dem VUCA-Begriff gegenübersteht. Das Modell erleichtert das Verständnis, welches die grossen, neuen Herausforderungen sind und wie sie bewältigt werden können. Eine der besten Bewältigungsstrategien ist der Ansatz der Resilienz.

Der Resilienzrahmen der Führung steht im Spannungsfeld von Agilität und Stabilität. Und genau das zeigen die beiden Begriffe im Modell. Einmal die VUCA Welt, die für die Agiltität steht und der Begriff SSEE-World, der für Stabilität steht. Wir brauchen beides, um die Kunst des «Sowohl-als-auch-Prinzips zu anzuwenden.

Agilität ist im Umfeld der Führung, Teams und Unternehmens nur dann wirklich handhabbar, wenn das System gleichzeitig lernt auf der anderen Seite ausreichende Sicherheit, Stabilität, Einfachheit und Eindeutigkeit zu erlauben. 

Was sind die grössten Herausforderungen, um das Sowohl als auch Prinzip zu leben?

Eindeutig die Achtsamkeit für den Moment, weil in jedem Moment Entscheidungen getroffen werden. Als Führungskraft muss ich genau wissen, wann muss ich flexibel sein und wann stabilisieren. Unsere neue Arbeitswelt verlangt von den Führungskräften viel. Sie müssen bemerken, bin ich gerade selbst starr, obwohl ich eigentlich agil sein müsste, um den Prozess laufen zu lassen. Oder bin ich zu sehr in der agilen und flexiblen Arbeitsweise unterwegs und meinen Mitarbeitenden fehlt die Sicherheit und Eindeutigkeit der nächsten Schritte?

Früher gab die Organisation vor, was zu tun ist und was als richtig gilt, die Anweisungen und Vorgaben waren stabil und liessen nicht viel Spielraum zu. Heute, in der agilen Arbeitswelt, muss oft in der Situation direkt entschieden werden und zwar von jedem einzelnen. Das heisst, es braucht immer mehr Selbstverantwortung und immer mehr Selbstorganisation.

Es gibt oft nicht mehr den, der sagt wie geht es. So müssen Mitarbeitende ihren eigenen Orientierungsrahmen aufstellen. Diese Orientierung immer wieder herzustellen und neu mit den anderen abzustimmen, ist die zweite grosse Herausforderung an die eigene Resilienz.

Was ist ihr nächstes Buchprojekt?

Es wird im Jahr 2018 einen zweiten Teil des Buches geben. Nach den Beschreibungen der Herausforderungen für die Führungskräfte wird der Schwerpunkt nun auf die Agilität in Gruppen gesetzt.

In agilen Teams ist Resilienz die Metakompetenz um möglichst konflikt- und krisenfrei mit den täglichen Herausforderungen und Anpassungsprozesse umzugehen.

Resilienz stützt die Grundqualität, um die neue Arbeitswelt so auszubalancieren, dass notwendige Formen und Strukturen geschaffen werden und gleichzeitig der Raum bleibt, um in der Interaktion sehr flexible und agil zu agieren.  Begriffe wie Co-Creation und Co-Regulation werden uns in der neuen Arbeitswelt begleiten. Diese Begriffe werden im neuen Buch vertieft behandelt.

 

Über Ella Gabriele Amann:

Die Improvisations- und Resilienz-Lehrtrainerin leitet seit 2010 in Berlin das internationale ResilienzForum und die impro live! Akademie für Angewandte Improvisation. Ihr gegenwärtiger Arbeitsschwerpunkt liegt in der Konzeption und der Umsetzung langfristiger Personalentwicklungsprogramme auf der Basis von Blended-Learning-Angeboten. So begleitet sie jene Unternehmen, Organisationen und Weiterbildungs-anbieter, welche ebenfalls das Thema Agilität und die Chancen der digitalen Lern- und Arbeitswelt 4.0 für sich entdeckt haben. Als Fachbuchautorin und Methodenentwicklerin steht sie für innovative Themen und interaktive Vortragssettings.

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