Wie kann Active Sourcing im Unternehmen inhouse gestaltet werden, um herausragende Talente zu finden? Was bringt es den Mitarbeitenden im HR, das selbst zu tun und was den angesprochenen Personen? Mit diesen Fragen haben sich die HR-Verantwortlichen und Recruiter aus 27 Mitgliedsfirmen von Work Life Aargau auseinandergesetzt.

Netzwerk Kadertraining ist in WLA stark engagiert und Ulrike Clasen unterstützt die Community mit einem Sitz im Vorstand.

Fakt ist, dass sich das Bewerbungsverhalten in den letzten Jahren stark verändert hat. Passive Kandidaten sind immer schwerer zu erreichen und qualifizierte Bewerber haben oft viele Optionen zur Auswahl. Active Sourcing eröffnet gute Möglichkeiten, proaktiv nach Talenten zu suchen und die besten Kandidaten anzusprechen, anstatt nur auf Bewerbungen zu warten.

Immer mehr Personen aus der HR-Verantwortung erwerben das nötige Wissen und entwickeln die erforderlichen Fähigkeiten, um Active Sourcing erfolgreich in die eigene Recruiting-Strategie zu integrieren. Sie lernen bewährte Verfahren und wie sie die Vorteile von Active Sourcing voll ausschöpfen können, um ihre Organisation bei der Gewinnung hochqualifizierter Talente voranbringen zu können.

Wenn es um die Entscheidung geht, ob Active Sourcing vom Unternehmen selbst durchgeführt oder ausgelagert werden soll, gilt es sowohl Vor- als auch Nachteile zu berücksichtigen.

Vorteile, Active Sourcing im Unternehmen eigenständig umzusetzen, liegen auf der Hand

  1. Den Prozess direkt unter Kontrolle haben
    Durch die interne Durchführung haben Unternehmen direkte Kontrolle über den gesamten Active-Sourcing-Prozess. Sie können die Strategien, Methoden und Ansprache selbst bestimmen und an die spezifischen Anforderungen und Ziele anpassen.

  2. Wissensvorsprung über das Unternehmen
    Das Unternehmen kann auf das vorhandene Fachwissen und die Erfahrung seines eigenen HR-Teams zurückgreifen. Die internen Mitarbeiter kennen die spezifischen Anforderungen des Unternehmens besser und können gezielt nach den passenden Kandidaten, die gut zur Organisation passen, suchen.

  3. Schneller reagieren und anpassen
    Das Unternehmen kann flexibel auf sich ändernde Anforderungen reagieren und die Active-Sourcing-Strategien schnell anpassen. Es besteht die Möglichkeit, neue Techniken und Methoden auszuprobieren und die Vorgehensweise kontinuierlich zu verbessern.

  4. Kostenersparnis
    Durch die interne Durchführung von Active Sourcing können Unternehmen die Kosten besser kontrollieren und potenzielle Kosten für externe Dienstleister einsparen.

  5. Employer Branding stärken
    Durch die Möglichkeit, die Arbeitgebermarke direkt zu präsentieren, können die einzigartigen Vorteile und Entwicklungsmöglichkeiten kommuniziert werden. Die potenziellen Kandidaten erleben so direkt schon die Kultur des Unternehmens.

  6. Langfristig angelegte Kompetenzentwicklung
    Indem Active Sourcing intern durchgeführt wird, kann das interne HR-Team sich kontinuierlich weiterentwickeln. Es gewinnt wertvolle Erfahrungen und Fähigkeiten im Bereich Active Sourcing, die dem Unternehmen langfristig zugutekommen.

  7. Effiziente Ressourcennutzung
    Bei der internen Durchführung von Active Sourcing können Ressourcen gezielt eingesetzt werden. Das heisst auch, das gesamte Team entsprechend auszurichten. Mit der übergreifenden Zusammenarbeit z.B. mit dem Marketing kann sichergestellt werden, dass die notwendigen Ressourcen und Fähigkeiten ins Active Sourcing einfliessen und so effektiv umgesetzt werden können.

Inhouse  Active Sourcing birgt folgende Nachteile

  1. Bedarf an Ressourcen
    Die interne Durchführung von Active Sourcing erfordert Zeit, Engagement und Ressourcen seitens des HR-Teams. Es müssen Schulungen, Technologie und Personalressourcen bereitgestellt werden.

  2. Aufbau von Expertise und Erfahrung
    Um erfolgreich zu sein, muss das HR-Team über das notwendige Wissen und die Fähigkeiten im Active Sourcing verfügen oder auch die Bereitschaft zeigen, es aufzubauen und Kapazitäten dafür frei zu machen.

  3. Begrenzte Reichweite und Netzwerk
    Die Mitarbeitenden im Unternehmen können möglicherweise nicht auf ein breites Netzwerk oder einen umfassenden Talentpool zugreifen. Dies kann die Anzahl der potenziellen Kandidaten, die erreicht werden können, einschränken.

  4. Zeit- und Arbeitsaufwand
    Die interne Durchführung von Active Sourcing erfordert Zeit und Aufwand seitens des HR-Teams. Dies kann zu einer zusätzlichen Belastung der Mitarbeitenden führen, insbesondere wenn sie bereits mit anderen Aufgaben und Verantwortlichkeiten beschäftigt sind.

Netzwerk Kadertraining meint dazu

Active Soucing durch die Unternehmen selbst betrieben, bringt beiden Seiten Nutzen. Bewerbende berichten von positiven Erfahrungen, wenn sie von den Mitarbeitenden des HR selbst auf Stellen angesprochen werden. Meist schätzen sie die individuelle Kontaktnahme und sprechen in dem Zusammenhang von Wertschätzung.

  • Sie haben so möglicherweise einen direkten Zugang zu Stellenangeboten, die möglicherweise noch nicht ausgeschrieben sind.
  • Die individuelle Ansprache zeigt, dass sich das Unternehmen wirklich für die Bewerberin oder den Bewerber interessiert und die Fähigkeiten analysiert hat.
  • Der direkte Kontakt mit den Bewerbenden ermöglicht mehr Einblicke in das Unternehmen und seine Kultur, noch bevor der formelle Bewerbungsprozess beginnt.
  • Active Sourcing selbst durchzuführen, ermöglicht direkte Kommunikation, schnellere Rückmeldung und einen beschleunigten Auswahlprozess.
  • Durch die direkte Ansprache im Active Sourcing lernen Bewerbende die Unternehmen kennen, die sie vielleicht bisher nicht auf dem Radar hatten. Das kann die Möglichkeit eröffnen, in unterschiedlichen Branchen oder Unternehmen Fuss zu fassen.

In unseren Coachings und Beratungen ermutigen wir Fach- und Führungskräfte dazu, auf den bekannten Social Media Plattformen in guten Profilen ihre Kompetenzen und Potenziale zu zeigen. Dann aber auch bei der Kontaktnahme für eine Stelle souverän und offen und nicht ablehnend zu reagieren und zu kommunizieren.

Gerade wenn Personen nicht aktiv nach einer neuen Position suchen, profitieren sie besonders von der Ansprache über Active Sourcing; Sie werden eventuell auf lukrative Möglichkeiten aufmerksam gemacht.

Alles in allem kann der Prozess ein inhouse durchgeführtes Active Sourcing den Bewerbungsprozess verkürzen. Die direkte und transparente Kommunikation zwischen Bewerbenden und dem Unternehmen lässt die Beziehung von Anfang an vertrauensvoll starten. So entsteht der Vorteil für beide Seiten.

Wenn es dann doch ein Angebot ist, das zur Zeit nicht interessiert, dann kann die klare Absage mit einem Dank und dem Hinweis, dass die Tür für zukünftige Möglichkeiten offen ist, abgeschlossen werden.

Wir empfehlen dieses Vorgehen, denn man weiss ja nie, wie sich die eigene Karriere weiterentwickelt.

Der Blogbericht erschien in erweiterter Form im Juli bei https://www.worklifeaargau.ch/de/story/workshop-active-sourcing

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