Viele Menschen sind in ihrem Berufsumfeld fachlich exzellent qualifiziert, bremsen sich aber selbst aus, weil sie ihre Karriereplanung nicht ernst genug nehmen.

Heute verlaufen Berufsbiografien oft mit Abzweigungen und auf Umwegen. Der lineare Karriereweg ist selten geworden. Das ist aber auch gut so, denn es bringt mehr Individualität in die Arbeitswelt.

Eine Karriere wird eben nicht am Reissbrett konstruiert. Die Planung läuft parallel zum Berufsweg und der Realisierung der einzelnen Stationen. Wichtig ist dabei, dass Du kontinuierlich Deine Kompetenzen, Potenziale, Wünsche und Bedürfnisse prüfst und immer wieder abgleichst. So kannst Du selbst Geschwindigkeit und Richtung in Deinem Karriereplan korrigieren.

Dein Karriereplan darf sich modular aufbauen und Gehaltsvorstellungen, die angestrebte Positionen, Dein individuelles Lebensmodell und Dein ganz persönliches Empfinden von Sinnhaftigkeit beinhalten. Alles Fragen, die sich ganz auf Deine eigenen Vorstellungen, Talente, Werte und Bedürfnisse beziehen. Einen Karriereplan zu machen, heisst eben nicht, die Antwort zu suchen auf die Frage «Wie komme ich am schnellsten zu Firma XY und dort geradewegs in die Führungsetage?».

Der Begriff Karriere wird vielfältig interpretiert

Jeder versteht etwas anderes unter Karriere und der Begriff Karriere kann auf verschiedenste Art gedeutet werden. Der Wortstamm jedenfalls geht auf das französische «carrière» zurück und bedeutet «Rennbahn» oder «Laufbahn». Dabei ist das zentrale Element die Vorwärtsbewegung und nicht unbedingt das Emporsteigen.

Dennoch wird Karriere und Karriere machen oft mit Erfolg und Aufstieg gleichgesetzt. Wenn Du den Begriff neutral für Deinen eigenen Werdegang und Entwicklungsprozess einsetzt, spürst Du weniger Erfolgsdruck und der Raum für die eigene Planungshoheit und Gestaltungskraft wird grösser und klarer.

So muss eine individuelle Karriereplanung auch nicht unbedingt eine komplette Neuorientierung sein. Vielleicht siehst Du es als notwendig und sinnvoll an, weil die berufliche Position, in der Du zurzeit bist, nicht den eigenen Vorstellungen, Wünschen und persönlichen Ressourcen entspricht. Oder Du bist gerade auf Stellensuche, dann solltest Du auf keinen Fall die Karriereplanung vernachlässigen.

Stelle Dir vielmehr die Frage: «Welcher Jobwechsel, welche Zusatzqualifikationen und welche Spezialisierungen verhelfen mir zu der Position, in der das Gleichgewicht zwischen Gehalt, der Zeit, die ich investiere, der verantwortungsvollen Aufgabe und meiner Familien- und Freizeitplanung für mich stimmt?»

Erfolg und Karriere werden oft synonym genannt und beides hängt auch wirklich miteinander zusammen. Beiden Begriffen ist gemeinsam, dass sie ein Ziel brauchen, auf das sie sich hin entwickeln. Ohne Ziel und Zielbestimmung gibt es keinen Erfolg. Wie willst Du das denn sonst messen? Du kannst nur feststellen, dass Du etwas erreicht hast, wenn Du vorher festgelegt hast, was es sein soll.

Genauso ist es in Deiner Karriere. Du bestimmst sie mit Deinen eigenen Werten und Deinen eigenen Zielen.

Der beste Zeitpunkt für den Start Deiner Karriereplanung

Du hast mit Deiner «Karriereplanung» vielleicht schon sehr früh begonnen. Manche Berufsziele sind schon für Fünfjährige recht konkret. Diese Wünsche müssen sich dann im Erwachsenenalter nicht unbedingt erfüllen. Darin zeigen sich dennoch sehr oft die besonderen Interessen und Begabungen, die es wert sind, gefördert zu werden.

Deine individuellen Interessen haben wahrscheinlich auch Deine schulische Laufbahn beeinflusst. Bei vielen Menschen kristallisiert sich die Orientierung schon früh heraus, etwa durch Lieblingsfächer oder die Studienwahl.

Gut beraten ist, wer sich möglichst früh darüber informiert, wie die eigenen Talente am Arbeitsmarkt gewinnbringend und sinnstiftend eingesetzt werden können und wo dieser Berufsweg im Idealfall hinführen kann.

Wer schon länger im Berufsleben steht und sich dann umorientiert, muss nicht unbedingt etwas verpasst oder die falsche berufliche Entscheidung getroffen haben. Menschen entwickeln sich auf ihrem individuellen Lebensweg kontinuierlich und die Interessengebiete, Rahmenbedingungen, Prioritäten, Wünsche und Ziele ändern sich auch. Deine Karriereplanung aus jungen Jahren kann anschliessend total anders aussehen.

Der wichtigste Tipp: Den Plan regelmässig überprüfen und immer wieder flexibel abwandeln.

Die 4 Phasen der Karriere

Vom alten Begriff der «Karriereleiter» darfst Du Dich verabschieden. Der suggerierte einen kontinuierlichen, progressiven Anstieg von Gehalt, Geltung und Macht. Die wenigsten Berufslaufbahnen verlaufen in dieser angeblichen «Ideallinie».

Es gibt stattdessen in vielen Karrieren und Laufbahnen Zweifel, Brüche und neue Richtungen. So ist es zum Beispiel sinnvoll, die Karriereplanung in den vier Phasen der biografischen Meilensteine zu betrachten.

Diese Karrierephasen sind Lebensphasen und bilden einen Teil unserer Identität. So erweitern sich im Laufe des Lebens der Möglichkeitsraum und die Gestaltungskraft. Der Radius vergrössert sich und der Fokus verlagert sich von der «Sicht auf mich selbst» in die «Sicht auf mich und andere».

Die verschiedenen Karrierephasen sind persönlichkeitsbildend. Wer sich darauf einlässt und reflektiert, entwickelt sich beruflich und persönlich weiter und lernt mehr darüber, wer er/sie ist, was er/sie kann und was er/sie will.

Unser Tipp: Prüfe diese Entwicklung bei Dir selbst und erkenne, in welcher Lebens- und Karrierephase Du Dich befindest. Es macht Freude, zu entdecken, wie diese Zeiten sich bei Dir auch als Entwicklungsphasen im Sinne einer Ich-Entwicklung zeigen oder gezeigt haben.

Der Zeitpunkt, wann die einzelnen Phasen erreicht werden, ist bei allen Menschen unterschiedlich. Während die eine Person im Alter von 25 noch in der ersten Phase steckt, kann eine andere schon längst in der dritten Phase angekommen sein.

1. Einstiegsphase ca. bis Mitte 20

In der ersten Phase geht es um das Ankommen im beruflichen Leben. Die Phase ist oft noch von Unsicherheit geprägt mit der Suche nach dem eigenen Weg.

Wer mutig ist, startet nicht selten berufliche Experimente, um herauszufinden, was Spass macht und wo die persönlichen Perspektiven und der berufliche Sinn liegen können. Es stellt sich die Frage «Wo gehöre ich hin und wo will ich sein?».

2. Aufbauphase ca. ab Mitte 20

Im Mittelpunkt der Aufbauphase stehen der Ausbau und die Festigung der beruflichen Existenz. Es werden praktische Erfahrungen gesammelt, das Fachwissen vertieft, neue und weitere Kompetenzen angeeignet und zusätzliche Qualifikationen erworben.

Der berufliche Erfolg hat bei den meisten Menschen in dieser Phase eine sehr hohe Priorität und wird mit vollem Einsatz und grosser Leistungsbereitschaft verfolgt. Es geht darum, etwas zu leisten und herauszufinden «Wer bin ich und wie kann ich mich in meinem Lebens- und Arbeitsstil festigen?».

3. Orientierungs- und Integrationsphase ca. ab Mitte 30

Die Orientierungsphase erfordert oft Kompromisse, wenn es gilt, den beruflichen Weg mit ins Privatleben zu integrieren und damit in Balance zu bringen. In Bezug auf die Stellenangebote und einen Stellenwechsel zeigen sich viele Menschen in dieser Phase als anspruchsvoller und kritischer.

Es ist auch die Phase, in der die berufliche Spezialisierung vorangetrieben wird. Es geht um das persönliche Wachstum, die Erweiterung und den Aufbau von integrativen beruflichen Beziehungen und genau um die Frage «Wie will ich leben und arbeiten?».

4. Identitäts- und Sinnphase ca. ab Mitte 40

In dieser Karrierephase steht die Sinnfrage im Mittelpunkt. Vielleicht sind auch die früheren Karriereziele überholt und es wird der Wunsch, etwas zu bewegen und hinterlassen zu wollen, immer wichtiger. Möglicherweise steht auch nochmals eine Neuorientierung an.

Folgende Fragen rücken in den Vordergrund «Bin ich gefestigt und möchte, dass alles so bleibt? Waren meine bisherigen Entscheidungen richtig und bin ich jetzt dort, wo ich hinwollte? Oder bin ich nicht zufrieden und möchte neu abbiegen?»

Es werden dann neue Bezugspunkte gesucht und gefunden, das eigene Wertesystem hinterfragt und neu gedeutet. Es gilt herauszufinden: «Was soll bleiben, was muss geändert werden und was will ich weitergeben?»

Das Paradox der Karriere-Planung ohne Plan

Wer keinen Plan hat, kann die Chancen nicht erkennen. Wer einen Plan hat und sich strikt daran hält, der läuft auch Gefahr, die schnell wandelnden Möglichkeiten zu verpassen. Gehe Schritt für Schritt vor, damit Korrekturen möglich werden und Du aufmerksam bleibst, was um Dich herum geschieht.

Eine Laufbahn entsteht im Laufen. Du kannst nicht alles planen, steuern und kontrollieren. Heute sind viele Berufsbilder gar nicht mehr eindeutig beschreibbar. Vieles ändert sich innerhalb kürzester Zeit. Du kannst in Deiner Laufbahn nicht alles von Anfang an planen, steuern und kontrollieren. Es gibt immer wieder neue Möglichkeiten, Zufälle und gute Gelegenheiten.

An allen Kreuzungspunkten stelle Dir immer wieder die gleichen Fragen: «Was kann ich? Wen kenne ich? Und was kann ich damit tun?» So kann «Deine Planung ohne Plan» beginnen.

So steigst Du in den kontinuierlichen Prozess ein und verschaffst Dir einen Überblick über Deine aktuellen Fähigkeiten und Erfahrungen, beruflichen Ziele, Deine Interessen und Prioritäten. Daraus entwickeln sich die Aktionen, die Du beabsichtigst.

  1. Liste Deine aktuellen Fähigkeiten auf und beschreibe das Potenzial.
  2. Prüfe, was Du noch dazulernen möchtest und ob das für die Arbeitswelt von morgen ausreichend sein wird.
  3. Sammle Jobs, Funktionen und Arbeitgeber, die Dir gefallen und Eindruck machen.
  4. Erstelle die Beschreibung Deines idealen Jobs – was entspricht Dir am meisten?
  5. Formuliere die gewünschten Aufgaben, das Arbeitsumfeld, den Output, den Du anstrebst.
  6. Setze Dir Ziele und Fristen, die Dich motivieren und bei der Entscheidung helfen, welche Massnahmen Du ergreifen willst, ohne Dich anzutreiben oder zu blockieren.
  7. Prüfe immer wieder den Fortschritt und ob die Planung so noch für Dich richtig ist oder ob Du Änderungen vornehmen willst, weil sich die Umstände geändert haben.
  8. Werde aktiv und bleibe neugierig, um weiter zu lernen und Dich in Deiner Professionalität besser kennen zu lernen.
  9. Vernetze Dich und setze für Dich klug Storytelling ein. Erzähle die «Geschichte» Deines beruflichen Weges und berichte von der Richtung, die Du weiter einschlagen willst. Führe Gespräche und achte auf die Antworten. Bringe so Deine Leidenschaft und Dein Expertentum ein und zeige Dich in der breiten Palette Deiner Fähigkeiten.

Bleibe in der «Wachstumshaltung» und gehe in kleinen Schritten vor. So wird sich im Laufe der Zeit Dein Selbstvertrauen stärken und das Wissen um die vielen verschiedenen Berufs- und Karrieremöglichkeiten erweitern, ganz gleich, in welcher Karrierephase Du gerade stehst.

Netzwerk Kadertraining steht Dir in allen Phasen den Karriere mit kompetenter Begleitung, Beratung und Coaching zur Seite.

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