Was macht Menschen zufriedener und glücklich? Wie kann eine positiv-optimistische Grundhaltung erlangt und beibehalten werden? Wie können die Bedingungen und Wechselwirkungen der Zusammenarbeit in Berufs- und Privatleben für alle optimal gestaltet werden?

Auf diese Fragen konzentrieren sich in den letzten Jahrzehnten Forschung und Praxis der Positiven Psychologie. Sie gilt als junge Disziplin der Psychologie und ist eng mit dem Namen Martin Seligman und seinen Arbeiten und Veröffentlichungen ab 1998 verknüpft. Seligman wurde durch sein Modell der «erlernten Hilflosigkeit» bekannt, das heute noch weltweit als Grundlage in der Depressionsbehandlung genutzt wird.

Als Professor für Psychologie an der University of Pennsylvania, USA, erarbeitete er zusammen mit anderen Forschern ein Konzept, das als «positives Gegenmodell» zur klinischen Psychologie verstanden werden kann. Die Ergebnisse der Forschung konzentrieren sich nicht auf das, was bei der mentalen Entwicklung des Menschen falsch laufen kann. Im Mittelpunkt der Neuausrichtung stehen jetzt die Charakterstärken und Tugenden (Character Strengths and Virtues), die das «gelingende Leben» stützen und jedem Menschen die volle Entfaltung seines Potenzials, Wohlbefinden, Lebenszufriedenheit und psychische Leistungsfähigkeit ermöglichen sollen.

Wie das PERMA-Modell zur Stärkung in stürmischen Zeiten hilft

Das von Martin Seligman entwickelte Modell zeigt, was ein gutes, erfülltes und damit glückliches Leben ausmacht. Es ist im sogenannten PERMA-Modell zusammengefasst und beschreibt fünf Bereiche, die zugleich auch die Säulen bilden, die das persönliche Wohlbefinden, innere Zufriedenheit und die Freude am Tun beeinflussen und bestimmen.

Wenn der einzelne Mensch die hilfreichen Erkenntnisse und Auswirkungen der Positiven Psychologie für sich entdeckt hat, kann das eine bedeutende Rolle im gesamten Denken und Handeln spielen und im privaten wie im beruflichen Leben eine gewünschte Verbesserung bringen.

Das PERMA-Modell hilft zur Erinnerung und Umsetzung der wirksamen Aspekte, dabei steht PERMA als Akronym mit 5 Buchstaben für folgende Begriffe:

  • Positive Emotionen: Erleben von positiven Gefühlen
  • Engagement: Einsetzen von Stärken und Erleben von Flow
  • Relationships: Zugehörigkeit erleben und Beziehungen aufbauen
  • Meaning: Sinnhaftigkeit spüren
  • Achievement: Ziele erreichen und Wirksamkeit leben.

Wenn es Dir gelingt, regelmässig positive Gefühle zu erlangen, wirst Du Dein Potenzial stärker entfalten und in Dein Leben einbringen können. Du fühlst Dich mit anderen mehr verbunden und in den sozialen Netzwerken eingebunden. Es gelingt Dir immer wieder, Bedeutung und Erfüllung in Deinem Handeln zu erleben und Du erreichst die von Dir selbst gesetzten Ziele, wirst aufblühen und so immer mehr Deine Lebenszufriedenheit verbessern.

Klingt wie ein Versprechen, das schwer zu halten ist. Nun, es bleibt zu versuchen, wie es ist, wenn Du Deinen Fokus immer mehr auf Deine Stärken und positiven Eigenschaften und Erfahrungen setzt. Du kannst, wie alle anderen auch, immer wieder neu lernen zu wachsen und Deine Fähigkeiten erweitern. Das alles trägt zum Gefühl der Selbstwirksamkeit bei und gibt Dir immer mehr Vertrauen in Deine Fähigkeiten.

1. Positive Emotionen

Es geht nicht darum, alles rosarot und positiv zu sehen und immer nur positive Emotionen zu empfinden. Es geht auch darum, angesichts von Herausforderungen und grossen Schwierigkeiten positiv zu bleiben und Zufriedenheit zu erfahren.

Zweifellos erlebt jeder von uns Höhen und Tiefen im Leben, aber mit einer entspannten, optimistischen Einstellung und der Konzentration auf die positiven Emotionen im gegenwärtigen Moment hat man die Fähigkeit, das Gewicht der «Tiefen im Leben» aufzufangen.

Positive Emotionen können kultiviert oder erlernt werden, um das eigene Wohlbefinden zu verbessern. Zu den positiven Emotionen gehören Hoffnung, Interesse, Freude, Liebe, Mitgefühl, Stolz, Belustigung, Dankbarkeit, Ruhe und Fülle.

Frag dich doch mal, wann Du diese positiven Emotionen erlebt hast und wie stark Du Dich daran erinnern kannst. Wie oft lädst Du diese Erinnerungen in Dein Leben ein? Was tust Du, um sie besonders deutlich zu erinnern und zu spüren?

2. Engagement und Erleben von Stärke

Das Konzept des Engagements ist mächtig. Wenn wir uns auf jene Dinge fokussieren können, die uns wichtig sind und in denen wir voll und ganz aufgehen, geniessen wir den Moment, vergessen die Zeit und kommen in einen Flow-Zustand.

Eine wesentliche Voraussetzung für Flow ist, dass Herausforderung und Fähigkeiten gut aufeinander abgestimmt sind. Die Aufgabe soll schwierig genug sein, um einen Reiz auszuüben, und leicht genug, damit Teilerfolge erzielt werden können, die die Motivation aufrechterhalten.

Flow stellt sich dann ein, wenn wir unsere Stärken und Talente leben, also das, worüber wir über viel Kompetenz verfügen. So werden einerseits Stärken gestärkt und Schwächen werden schwächer oder gar irrelevant.

Wann hast Du zum letzten Mal an Aktivitäten teilgenommen, die Du wirklich liebst und bei denen Du die Zeit vergisst, wenn Du damit beschäftigt bist? Bist Du bereit, im Moment zu leben, auch bei täglichen Aktivitäten oder alltäglichen Aufgaben? Hast Du die Tätigkeiten identifiziert, die Du gerne tust und in denen Du Dich auszeichnest?

3. Beziehungen und Gemeinsamkeit leben

Authentische soziale Verbindungen sind grundlegend für ein sinnvolles, glückliches Leben. Wir Menschen sind soziale Wesen, wir wollen und müssen «dazugehören» und brauchen den Austausch mit Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen oder der Familie. Wir können nicht allein, einfach aus uns heraus alles schaffen und glücklich sein.

Sinnvolle Verbindungen zu finden mit Menschen, auf die man sich verlassen kann und die einem das Gefühl geben, nicht allein zu sein, löst grosse Zufriedenheit aus. Diese Beziehungen zu pflegen und gemeinsame Aufgaben zu lösen, lässt Freude erleben. Es verhilft dazu, sich selbst zu verbessern, sich sicherer zu fühlen und gesund zu bleiben.

Ist Dir bewusst, welche Menschen Dir guttun, und kannst Du dankbar dafür sein? Auf wen in Deinem Umfeld kannst Du Dich hundertprozentig verlassen? Wer unterstützt Dich bei Deinen Vorhaben und gibt Dir Energie und wer raubt sie Dir? Wieviel Zeit und Engagement investierst Du in Deine wertvollen Beziehungen?

4. Sinnhaftigkeit erleben

Es geht dabei um die Frage, den eigenen Lebenssinn zu finden. Eine Sinnhaftigkeit, die über die jeweiligen individuellen Ziele hinausgeht. Die eigene Tätigkeit als Beitrag zu etwas Grossem und Bedeutsamen sehen zu können, ist ganz entscheidend für das Wohlbefinden.

Es gibt nicht „den Sinn an sich“. Die Suche nach der Sinnhaftigkeit ist eine Suche, die immer wieder neu erlebt wird. Denn Sinn kann nur vom einzelnen Menschen für sich selbst kreiert, geschaffen und erlebt werden.

Was ist es, worauf Du Dein Leben ausrichtest? Was gibt Dir so viel, dass Du sagen kannst, dafür lebe ich? Wie bringst Du diese Sinnhaftigkeit in Dein privates und berufliches Leben mit ein? Wann und wie bestimmst und entscheidest Du immer wieder, was für Dich Sinn macht?

5. Ziele erreichen

Im Leben Ziele zu haben, ist eng mit der Idee der Sinnhaftigkeit verknüpft. Ziele zu verfolgen, die einem selbst sinnvoll erscheinen, trägt automatisch zum Wohlbefinden und zu einem erfüllten Leben bei. Dabei ist es auch wichtig, die bereits erzielten Erfolge im Leben zu sehen und zu sich selbst zu sagen: «Ich habe es geschafft, und ich habe es gut geschafft.»

Ein Erfolgserlebnis ist das Ergebnis des Hinarbeitens auf Ziele und Erreichens von Zielen. Leistung beinhaltet die Konzepte der Beharrlichkeit und der Leidenschaft, die Ziele zu erreichen, die einem wichtig sind. Aus vielen Forschungen wissen wir, dass das Erreichen intrinsischer Ziele wie persönliches Wachstum und Beziehungen zu einem grösseren Anstieg an Wohlbefinden führt als das Erreichen von externen Zielen wie Geld oder Ruhm.

Wie steht es denn um Deine Ziele? Kennst du Deine wichtigen Ziele im Leben? Machen Dich die Ziele, auf die Du im Moment hinarbeitest, wirklich glücklich? Bist Du sicher, dass es Deine eigenen Ziele sind und nicht die, um den Erwartungen von anderen zu genügen? Sind Deine Ziele smart formuliert (spezifisch, messbar, erreichbar, realistisch und terminiert)? Reflektierst Du Deine vergangenen Erfolge? Findest Du kreative Lösungen, um Deine Erfolge zu feiern?

Positive Psychologie ist nicht gleich positives Denken

Die vielen Ratgeber, die positives Denken postulieren, verfügen über keine wissenschaftliche Basis und setzen darauf, dass es wirkt, wen man daran glaubt. Die Positive Psychologie ist ein Gebiet der akademischen Psychologie und die Theorien, Modelle und Interventionen werden mit wissenschaftlichen Methoden entwickelt und beurteilt.

So blendet Positive Psychologie auch nicht das Negative einfach aus. Es wird vielmehr in einen neuen Rahmen gesetzt und dabei wird gleichzeitig das bereits vorhandene Gute und Bereichernde betrachtet, formuliert und damit gefördert.

Wie wir dieses Wissen bei Kadertraining in unserer Arbeit einsetzen

Unsicherheiten in Form von komplexen, ungewissen oder widersprüchlichen Situationen haben grossen Einfluss auf die Menschen. Gerade in der Zeit des Stellenverlustes und der Stellensuche kann das Gefühl von Unsicherheit entstehen.

Jeder Mensch hat seine eigenen Strategien, in unsicheren Situationen Schutzmechanismen zu entwickeln, um Unsicherheit zu vermeiden oder zu reduzieren. Dabei besteht die Gefahr, übereilte Entscheidungen zu treffen oder Informationen falsch zu gewichten.

Wir arbeiten mit den Menschen an der Frage, wie sie den Unsicherheiten begegnen und was sie an weiteren hilfreichen Strategien schon erprobt haben oder erproben möchten. Wir erarbeiten die Aspekte der Selbstwirksamkeit.
Selbstwirksamkeit beschreibt die Überzeugung und das Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten.

Wir stützen in der Arbeit mit unseren Kundinnen und Kunden einen reflektierten Umgang mit sich selbst. Mit dem Kennen der eigenen Stärken, Ressourcen und Grenzen sowie dem Lernen aus Erfolgen stärkt jede einzelne Person ihre Selbstwirksamkeit.

Damit Menschen aufblühen und sich stärken, helfen die fünf Elemente des PERMA-Modells und die Ansätze der Positiven Psychologie. Wir laden dazu ein, das aufzubauen und auch täglich zu pflegen.

Alle diese Aspekte gelten auch für uns im Team und für alle, die in Kadertraining mitarbeiten. Wir üben uns in der Bewusstheit, dass das, was wir mit unseren Teilnehmenden bearbeiten, auch bei uns sichtbar wird.

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