Bewerbende wollen interessant, interessiert, schlagfertig und engagiert im Bewerbungsinterview antworten. Damit das gelingt, sind Vorbereitungen auf typische Fragen der eindeutige Schlüssel zum Erfolg.
Die schriftlichen Unterlagen haben schon überzeugt, jetzt geht es um die persönliche Überzeugungskraft im Gespräch. Ein Training im Vorfeld ist unerlässlich. Dazu gehört es, möglichst viele und konkrete Informationen zum Unternehmen, dessen Zielen und Philosophien sowie Hinweise zur Kultur zu sammeln. Diese Sammlung verdeutlicht dann am besten, wozu die Personalverantwortlichen oder Linienleiter im Interview möglichst viel über die Passung erfahren wollen. Sie wollen sicher sein, die richtige Person zu finden. Deshalb stellen sie die Fragen und – das dürfen wir nie vergessen – sie bereiten sich auch auf das Interview vor.
Die persönliche Vorbereitung der bewerbenden Person dreht sich dann um alles das, was für den zukünftigen Arbeitgeber rund um die eigene Person, die Kenntnisse, Fähigkeiten und Ziele wichtig sein kann.
Die persönlichen Vorbereitungsfragen sind auf die persönlichen Antworten konzentriert, die zielgerichtet auf die typischen Fragen im Bewerbungsinterview passen.
Unser Tipp – das immer wieder für jedes Interview vorbereiten:
• «Was genau kann ich in meinem beruflichen Umfeld?»
• «Was zeichnet mich aus?»
• «Wie arbeite ich, wenn ich erfolgreich bin?»
• «Was sagen andere von mir?»
• «Wie beschreibe ich mich auf die Frage hin, wer ich bin?»
• «Warum möchte ich genau diesen Job machen?»
• «Warum möchte ich genau für dieses Unternehmen arbeiten?»
• «Was erwarte ich von dieser Stelle und diesem Arbeitgeber?»
• «Wie möchte ich meine Karriere gestalten?»
• «Welche beruflichen Pläne habe ich über diese Stelle hinaus?»
So clever vorbereitet, können Bewerbende souverän und bestimmt auf alle Fragen antworten. Die Antworten kommen dann keinesfalls auswendig gelernt daher, sondern klar und verständlich und mit innerer Überzeugungskraft. Damit trifft die persönliche Vorbereitung auf die typischen Fragen im Interview. Oft wird ein strukturiertes Bewerbungsinterview verwandt, in dem allen Bewerbenden die gleichen Fragen nach der Motivation, der Teamfähigkeit, Persönlichkeit und Belastbarkeit gestellt werden.
Und hier die Auswahl der 12 typischen Fragen und Tipps für die Antworten:
1. Warum haben Sie sich bei uns beworben? Oder – Was interessiert Sie besonders an der ausgeschriebenen Position?
Hier überzeugen Bewerbende, wenn sie an den Produkten oder Dienstleistungen des Unternehmens interessiert sind. Da trifft auch der Verweis ins Schwarze, dass die eigenen beruflichen Erfahrungen gut zur Organisation oder den unternehmerischen Zielen der Firma passen.
Den Interviewpartner interessiert hierbei, ob die Bewerbenden sich über die Stelle im Vorfeld informiert haben. Auch hier sollten, wie im Bewerbungsbrief, Schlüsselbegriffe und Schlagworte aus dem Inserat aufgegriffen und mit der individuellen Berufserfahrung verknüpft werden. Weiter zielt die Fragestellung auch auf die persönliche Motivation für die Stelle ab. Vorab sollten schon die Überlegungen gemacht werden, welche der angegebenen Aufgaben am meisten motivieren.
2. Warum sind Sie genau der/die Richtige für den Job?
Hier punkten Bewerbende, die sich auf ihren Mehrwert und den Nutzen für das Unternehmen konzentrieren und beschreiben, welche Qualifikationen und Arbeitsweisen sie genau dafür mitbringen. Der Hinweis hilft, dass die Stellenausschreibung genau das beschreibt, was man selbst schon kann und schon erfolgreich angewandt hat oder sich genau darauf vorbereitet hat.
Neben allen fachlichen Qualifikationen ist auch die Motivation für die Stelle ein wichtiger Punkt, der abgefragt wird. Es macht einen grossen Unterschied, ob Bewerbende in der Stelle den «Traumjob» gefunden haben oder nur nach einer Übergangslösung suchen. Aus der Antwort lässt sich ausserdem ablesen, ob und wie sehr sich die Person mit der eigenen beruflichen Zukunft auseinandersetzt und welche konkreten Vorstellungen sie hat.
3. Was unterscheidet Sie von anderen Bewerbern?
Es geht hier nicht darum, andere Bewerbende abzuwerten, die kennt man ja auch nicht.
Es geht nicht darum, besser als andere zu sein, sondern hier ist die Gelegenheit, seine eigene Besonderheit zu beschreiben, den USP, das Alleinstellungsmerkmal. Es geht darum, das eigene Profil zu schärfen und alle relevanten Fähigkeiten zu nennen, die zeigen, dass man selbst die Idealbesetzung für die Stelle ist. Zum Beispiel Erfahrungen aus abteilungsübergreifenden Projekten, spezielle Branchenerfahrung, nützliches Wissen aus angrenzenden Berufsfeldern, die Leitung von Projektgruppen oder eben Spezielles aus dem Werdegang, das andere nicht so leicht nachholen können.
Die Entscheider in den Organisationen und Firmen suchen selbstbewusste und authentische Bewerbende. Niemand möchte Menschen einstellen, die von sich selbst nicht wissen, was sie gut können. Doch wer sich zu sehr lobt, wirkt unglaubwürdig und überheblich. Also hier die Waage halten.
4. Warum wollen Sie wechseln? – oder die Frage nach dem letzten Arbeitgeber?
Die Frage zielt auf die «objektiven Gründe» der Trennung. Darum sollte der Fokus bei der Antwort auf diese Frage auf jeden Fall auf der positiven Seite liegen, selbst wenn die eigene Kündigung aus Unzufriedenheit heraus geschah.
Gründe für einen Stellenwechsel können die Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung oder nach persönlichen Weiterentwicklungsmöglichkeiten sein, oder man möchte den beruflichen Schwerpunkt verlagern oder sich beruflich neu orientieren.
Achtung, nicht in die Falle tappen, schlecht über den vorhergehenden Arbeitgeber zu sprechen. Es gibt immer etwas, wofür man dem letzten Arbeitgeber danken kann. Vielleicht die gebotenen Chancen, das Sammeln der Berufserfahrung oder die Möglichkeit, die Fähigkeiten zu erweitern. Die Beschreibung gelingt am besten, wenn in der Formulierung von einem «hin zur neuen Stelle» und nicht von einer Erläuterung «weg von der alten Stelle» ausgegangen wird.
5. Warum haben Sie gekündigt bzw. hat man Ihnen gekündigt?
Diese Frage ist ähnlich der Frage „Warum wollen Sie wechseln?“ und die empfohlene Antwort ist daher entsprechend. Hier sollten Bewerbende, selbst bei einer Kündigung seitens des Arbeitgebers, immer darauf verweisen, dass sie aktiv nach einem neuen Arbeitsplatz suchen, in den sie ihre Stärken einbringen können, und keinen Groll hegen.
Kündigungen aus betrieblichen Gründen sind bedauerlich und doch nachvollziehbar. Wer selbst kündigt, weil es am Arbeitsplatz für die Person selbst nicht funktionierte, warum auch immer, sollte auch hier die objektiven Gründe formulieren.
6. Was wissen Sie über unser Unternehmen?
Diese Frage ist eine perfekte Vorlage, um sich gut in Szene zu setzen, vorausgesetzt, die Vorbereitung im Vorfeld hat auch ausreichend stattgefunden. Es ist legitim, dass die Gesprächspartner mit dieser Frage auch prüfen, ob sich die Bewerbenden gut vorbereitet haben. Doch jetzt nicht einfach die Werbeslogans des Unternehmens runterrattern. Besser ist es, mit den eigenen Worten zu beschreiben, wie man das Unternehmen wahrnimmt und was positiv aufgefallen ist. Die Gesprächspartner, die für das Unternehmen arbeiten, wollen hören, dass sich die Bewerbenden schon vertieft mit der angestrebten Stelle und dem neuen Unternehmen auseinandergesetzt haben. Es macht viel Sinn, zu zeigen, dass Firmen und Funktionen nicht einfach so austauschbar sind.
7. Was sind Ihre Stärken, was sind Ihre Schwächen?
Stärken motivieren, geben Kraft und geben ein gutes Gefühl, zu wissen, dass man selbst in der Lage ist, Lösungen zu finden. Es macht Freude, seine beruflichen Stärken darstellen zu können und die Erfolge zu beschreiben. Hier die Kurzform für das Storytelling über die Stärken: In welcher konkreten Situation, mit welcher Handlung oder welcher Haltung wurde der Erfolg bzw. das Ergebnis erzielt. Dabei gilt, immer auch das angestrebte Berufsfeld und die ausgeschriebene Position im Blick zu behalten.
Vielleicht werden nicht direkt Fragen nach den Schwächen gestellt, sondern über indirekte Fragen danach gefragt. Beispielsweise «Was würde Ihr Chef an Ihnen kritisieren?» oder «Was haben Kollegen an Ihnen nicht gemocht?»
Spontane Antworten sind gefährlich. Gut vorbereitet ist man mit dieser Struktur in der Antwort:
• «Ich kenne meine Schwäche, reflektiere bewusst,»
• «ich kann damit umgehen, bemerke und korrigiere es»
• «und es steht mir nicht mehr im Wege.»
8. Wie gehen Sie mit Fehlern und Rückschlägen um?
Niemand will hier die Antwort hören, dass keine Fehler passieren, sie gehören im beruflichen Umfeld dazu. Wichtig sind an dieser Stelle die Beschreibung, wie die Situation gelöst werden konnte, und der Hinweis, wie die passende Lösung erarbeitet wurde, um den Fehler zu beheben. Die anschliessende selbstkritische Frage, wie man das in Zukunft vermeidet oder besser in ähnlichen Situationen reagieren kann, gehört ebenfalls zur Beschreibung.
9. Wie reagieren Sie auf Kritik?
Diese Frage zielt direkt auf die Teamfähigkeit. Niemand möchte in der Zusammenarbeit auf Menschen treffen, die Kritik persönlich nehmen, gute Ratschläge ignorieren oder gar uneinsichtig und überhaupt nicht anpassungsbereit sind. Wer sich in seiner Persönlichkeiten so zeigt, dass Kritik als Möglichkeit zum Lernen, zum persönlichen Wachstum und als Chance in der professionellen Zusammenarbeit dazugehört, punktet im Gespräch.
Mangelnde Kritikfähigkeit ist für keinen Arbeitgeber akzeptabel. Hier kann ein Beispiel beschrieben werden, wie man selbst reagiert hat, wenn konstruktive Kritik aufgenommen wurde, um das zukünftige Handeln zu verbessern. Die bewerbende Person kann hier auch auf die persönlichen Erfahrungen und die fachliche Reife hinweisen.
10. Warum … ist Ihnen in der Probezeit gekündigt worden? … waren Sie so lange ohne Job? …ist Ihr Arbeitszeugnis so schlecht? … haben Sie die Branche gewechselt?
Diese zusammengesetzten Fragen spiegeln alle die Fragen wider, die in Bezug auf kritische berufliche Entwicklungen gestellt werden. Vielleicht direkt oder auch indirekt, wenn es beispielsweise um Auszeiten oder Lücken zwischen zwei Anstellungen, Probezeitkündigungen, schwache Arbeitszeugnisse oder längere Sabbaticals geht. Das darf nicht verunsichern. In fast allen Vorstellungsgesprächen hakt man auch einmal kritisch zum Lebenslauf der Bewerbenden nach. Mittlerweile sind viele berufliche Werdegänge deutlich „bunter“ als früher.
Der Tipp hier: den eigenen Lebenslauf vor dem Vorstellungsgespräch gründlich unter die Lupe nehmen und sich fragen, an welcher Stelle für andere Skepsis ausgelöst werden könnte. Die glaubwürdigen Antworten darauf vorher formulieren und auf kritische Fragen selbstbewusst reagieren. Dann immer wieder zu den Arbeitsverhältnissen überleiten, in denen es gut und reibungslos gelaufen ist und die beruflichen Stärken voll eingebracht werden konnten.
11. Können Sie uns etwas über sich erzählen?
Das ist die so oft gestellte Frage, die sehr beliebt ist, um ein Bewerbungsgespräch ganz offen zu beginnen. Das darf Bewerbende nicht dazu verleiten, ausschweifend bei der Schulzeit zu beginnen. Oder alles genau so zu wiederholen, wie es im CV steht. Die Antworten auf diese Frage schaffen viel eher, die Gelegenheit, sich in einer klug vorbereiteten Selbstpräsentation zu zeigen, die genau auf die Stelle hin formuliert ist.
Die Struktur für die Antworten kann kurz und bündig diesen vier Punkten folgen:
• «Ich bin …»
• «Ich kann …»
• «Ich will …»
• «Deshalb mein Nutzen für Sie …»
12. Haben Sie noch weitere Fragen?
Diese meist letzte Frage im Bewerbungsgespräch ist nicht nur rhetorisch gemeint. Also auch darauf gut vorbereiten. Wer keine Rückfragen hat, könnte schnell unvorbereitet oder gar desinteressiert wirken. Achtung, bei den Rückfragen nichts hinterfragen, was bereits im Gespräch erklärt wurde. Auch nicht das erfragen, was durch eine kurze Internet-Recherche herauszufinden ist. Vielleicht passt die Frage, wie der Erfolg in dieser Position in den ersten 100 Tagen bewertet wird.
Die Herausforderung bei einem Bewerbungsgespräch ist es, aufmerksam, mutig und gleichzeitig gelassen zu sein. Alle Fragen dienen dazu, die bewerbende Person besser kennenzulernen.
… und auf keinen Fall vergessen, auch die Fragen vorzubereiten, die man selbst stellen will. Denn das Kennenlernen ist gegenseitig und die Entscheidung, zusammenzuarbeiten auch. Erst wer das Unternehmen ebenfalls gut genug kennengelernt hat, kann und will sich dann auch für die angebotene Stelle entscheiden.